Sieht aus wie ein Hotelrestaurant, nennt sich wie ein Italiener...

Foto: Gerhard Wasserbauer

...bietet aber gute libanesische Küche: Das Al Centro in der Eschenbachgasse in Wien.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Malek Haddad hat schon mehrere Lokale in Wien gehabt - stets sogenannte Italiener. Dabei stammt der Mann aus dem Libanon, jenem Land, das in der nahöstlichen Küche ziemlich unbestritten die Pole-Position einnimmt. Auch international gibt es nur wenig, dass einem wirklich erstklassigen Libanesen das Wasser reichen könnte. Hierorts hilft ihm das nicht wirklich: Im Zweifel sind Caprese und Bolognese eben ungleich leichter an den Gast zu bringen, als rauchiger Auberginenkaviar "Mutabbal batinjan", oder zimtwürzige Burghul-und-Lammtorpedos "Kibbeh".

Auch seinem neuen Projekt hat Haddad mit "al Centro" einen italoiden Namen verpasst, dabei setzt er den Schwerpunkt hier erstmals nicht so sehr auf Risotto und Carpaccio (gibt es eh auch), sondern auf die Küche seiner Heimat. Haddads Koch war zuvor im wunderbaren "Le Cèdre" beim Wurstelprater zugange - in jedem Fall ein gutes Zeichen.

Die Mezze gelingen zum Teil herausragend, etwa wie hauchfeines Glas am Gaumen berstende Falafel, die bereits erwähnten Kibbeh oder Fattoush-Salat mit allerhand knackigem Kleingemüse und frittierten Fladenbrot-Partikeln. Tabboule hingegen leidet an wenig frischer Petersilie und zu verhaltenem Zitronen-Einsatz, auch die Gewürz-Wurst Sujuk gelingt im Le Cèdre ungleich feiner. Das soll sich aber ändern, sobald der neue Fleischwolf eintrifft und nur noch selbst Gewurstetes verbraten wird, beteuert Haddad.

Dicht gepackte Aromen

Wirklich toll ist dafür, was vom Shawarma-Spieß gesäbelt wird und nicht bloß als Hauptspeise, sondern in hauchdünne (und hernach knusprig gegrillte) Fladen gepackt wird, um unterwegs als schneller Imbiss herzuhalten: Die Sandwiches (wahlweise auch mit den Super-Falafels!) dauern zwar ein bisschen und sind mit fünf Euro auch ungleich selbstbewußter kalkuliert, als was die Stadt sonst so vom Döner würgt - dafür geht dann aber auch richtig die Post ab: So dicht gepackte Aromen, so gute Fleischqualität im Fladen kannte man bislang nur aus Städten, die ihre Imbisskultur verdammt viel ernster nehmen als Wien.

Bei den Hauptspeisen drängt sich die Grillplatte auf - vor der Knoblauch-Mayo muss hier aber eindiringlichst gewarnt werden: Eine homöopathische Dosis reicht aus, um stundenlang schlaflos dem Knoblauchkater anheim zu fallen. Besser, man hält sich an Tajine vom Huhn mit sanft würziger Sauce und viel Gemüse: Nicht so männlich, aber entsprechend klüger. (Severin Corti, Rondo, DER STANDARD, 22.3.2013)