Wieder da: Sigi Zimmerschied, der niederbayerische Moralist mit klarer politischer Haltung. 

Foto: Sigi Zimmerschmied

Salzburg/Wien/Linz - Sigi Zimmerschieds Programme sind eher groteske Einpersonenstücke denn tagesaktuelles Kabarett. Der Passauer trifft auch mit der schonungslosen Darstellung schwer deformierter Charaktere politisch ins Schwarze. Jetzt präsentiert der 59-jährige sein 15. Soloprogramm Multiple Lois - Einwürfe eines Parasiten in Österreich.

Wie Zimmerschied wird auch sein Protagonist Lois bald 60. Der ist stolz darauf, nie etwas geleistet zu haben. Warum auch, wenn der Großvater in der Nazizeit von der Arisierung eines Zinshauses profitierte. Nicht dass Lois etwas für Gastarbeiter oder Linke übrig hätte, aber an diese " Schmarotzer" vermietet er ebenso wie an Neonazis oder Yuppies. Homo homini ixodes: Jeder ist jedermanns Zeck. Und der Staat und die anderen seien die schlimmsten Blutsauger.

Notfalls bemüht der Lois auch die Religionen, um sein Weltbild zu rechtfertigen. Einmal mehr bündelt der niederbayerische Moralist miese Charaktereigenschaften in einer Person: Er gibt das Paradebeispiel eines misogynen Misanthropen und hemmungslosen Opportunisten. Zeigte Zimmerschied schon in Scheißhaussepp die Hirnrisse einer Gesellschaft und drehte er seinerzeit Zeitgeister durch den Reißwolf, so seziert er nun in Multiple Lois die menschliche Psyche in all ihren Deformationen.

Selten kam ein Satiriker Helmut Qualtingers Figur des Herrn Karl näher. Außerdem: So politisch wie Sigi Zimmerschieds Sittenporträts sind kaum welche seiner nach aktuellen Skandalschlagzeilen schielenden Kollegen. (Gerhard Dorfi, DER STANDARD, 6./7.4.2013)