Wien/Brüssel - Österreichs Schüler sind schlecht über die Europäische Union informiert. Das zeigte eine Kompetenzanalyse unter Schülern und Lehrern, die von der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE) und der Wirtschaftskammer (WKÖ) durchgeführt wurde. Wissensfragen zur EU konnten die Schüler im Alter zwischen 15 und 19 kaum richtig beantworten. So wussten etwa 73 Prozent nicht, was genau unter Personenfreizügigkeit zu verstehen ist. Auch welche EU-Institutionen direkt wählbar sind - nämlich nur das EU-Parlament - wussten nur 42 Prozent der Befragten. 

Hälfte wünscht sich mehr Informationen

Fast sechs von zehn Schülern fühlen sich nicht ausreichend über die Europäische Union informiert. 52 Prozent der Befragten wünschen sich mehr Informationen über die EU im eigenen Alltag. Auch die überwiegende Mehrheit der Lehrer (92 Prozent) will laut Umfrage mehr Wissen zur "EU im Alltag" vermitteln. Das aktuelle Angebot an EU-Unterrichtsmaterialien wird allerdings von den Lehrern nur mit der Schulnote drei bewertet.

Kaum Wissen über EU-Parlament

Die Schüler wussten auch nicht, welche EU-Abgeordenten für Österreich im Parlament sitzen. Gut ein Jahr vor den Wahlen zum Europäischen Parlament, bei dem auch Jugendliche ab 16 mitbestimmen können, konnte kaum einer der Befragten österreichische EU-Abgeordnete nennen. Die meisten Nennungen gab es für Hannes Swoboda (SPÖ), der von fünf Prozent der Schüler angeführt wurde. Die meisten anderen EU-Mandatare kannte weniger als ein Prozent. Man müsse den Jugendlichen stärker den Mehrwert der Arbeit im EU-Parlament vermitteln, betonte Paul Schmidt von der ÖGfE. "Gelingt dies nicht, wird sich die Wahlbeteiligung bei den nächsten EU-Wahlen in Grenzen halten".

Zu den Vor- und Nachteilen der EU-Mitgliedschaft wussten die Schüler wenig zu sagen. 42 Prozent wollten keine Angabe dazu machen, wo sie die Vorteile in der EU sehen und 56 Prozent äußerten sich nicht zu den Nachteilen der EU. 38 Prozent nannten Reisefreiheit und den freien Personenverkehr als Vorteile, jeder Fünfte "Wirtschaftskrise, die Inflation und den Rettungsschirm" als negative Auswirkungen. 

EU-Initiativen sollen verstärkt werden

Die ÖGfE hat in einer Aussendung am Montag angekündigt, ihre EU-Initiativen an Schulen gemeinsam mit den Sozialpartnern verstärken zu wollen. An der Analyse haben 1.830 Schüler ab 15 Jahren und 73 Lehrer teilgenommen. Sie wurde von November 2012 bis Jänner 2013 durchgeführt. (red, derStandard.at/APA, 22.4.2013)