130 Niederösterreicher von acht bis 80 werden bei "alles bewegt" in sieben Gruppen zeigen, woran sie in den vergangenen Monaten mit renommierten Choreografen gearbeitet haben.

Foto: Hermann Rauschmayer

Zum Ausklang seiner Festspielhaus-Intendanz gibt der Choreograf Joachim Schloemer ein Bekenntnis dafür ab, dass Tanz keine elitäre Angelegenheit ist. Das Projekt alles bewegt, das er gemeinsam mit Jane Hackett, Leiterin der Abteilung Creative Learning am Londoner Sadler's Wells Theatre, umsetzt, bringt den Nachweis. "Der künstlerische Reiz" dabei, sagt er, besteht "darin, Menschen unabhängig ihres Alters, Talents oder ihrer Vorkenntnisse, ihrer Herkunft und ihres Aussehens zusammenbringen zu dürfen".

Die Erwartungen an die Uraufführung am 11. Mai sind hoch. 130 Niederösterreicher, im Alter zwischen acht und 80 Jahren und aus ganz verschiedenen Bevölkerungsgruppen stammend, werden in sieben Gruppen zeigen, woran sie in den vergangenen Monaten mit Choreografen wie Simon Mayer, Milli Bitterli, Clint Lutes, Doris Uhlich und Jasmine Wilson von Wayne McGregors Random Dance Company gearbeitet haben.

"Jeder hat etwas zu sagen", hält Jane Hackett fest. Daher ist bei diesem Community Project nach britischem Muster einiges möglich, was der Tanz von hochausgebildeten Profis so nicht leisten könnte. Das hat mit besonderen Formen der Unmittelbarkeit bewegten Ausdrucks zu tun und mit der oft entwaffnenden Kraft einer vielfältigen Körperlichkeit, wie sie für die Spezies Mensch eben typisch ist. Für die Livemusik sorgen der deutsche Perkussionist Murat Coskun und der italienische Gitarrist Maurizio Grandinetti.

Murat Coskun lässt heute, Freitag, in dem Konzert Tamburi Mundi die Trommeln wirbeln. Am 2. Juni präsentiert Milli Bitterli ihr "Walk + Talk" -Stück I did once a piece. Ziel ist das Zusammenwirken von Tanz und Erzählung in einer besonderen Art von Selbstporträt. Bitterli gehört zu den wichtigsten freien Tanzschaffenden der Wiener Szene. Sie hat sich in den vergangenen Jahren vor allem mit Interventionen im privaten sozialen Raum beschäftigt und vor kurzem im Museumsquartier-Parcours Passagen Passagiere mit Was bleibt?, einer berührenden Arbeit in einem Hospiz, überzeugt.

Clint Lutes, Absolvent der New Yorker Tisch School of the Arts, ist den Festspielhaus-Besuchern noch von seiner Teilnahme an Schloemers Eröffnungsshow bekannt, wo er sein Stück Get A Leg Up zeigte. Jetzt hat er sich mit Maurizio Grandinetti zusammengetan und folgt den Spuren des legendären experimentellen Komponisten John Cage - nach dessen Motto: " Alles, was wir machen, ist Musik." Im Mai 2011 uraufgeführt, kommt Clint Lutes, Maurizio Grandinetti and some music of John Cage am 6. Juni nochmals ins Festspielhaus. Dabei kann ganz im Sinn des Musikgurus auch das Publikum an der Aufführung teilnehmen.

Zwei Tipps zum Abschluss: Am 16. und 17. Mai führt Schloemer unter dem Titel Österreich tanzt Baby! in der Choreografie von Stephanie Cumming, Ákos Hargitay, Radek Hewelt und Helene Weinzierl mit Beteiligung von Simon Mayer und Pieter Ampe zu Songs von Tanz Baby! durch Aspekte des freien Tanzes. Und am 6. Juni gibt es noch eine Performance mit Tanz und Livemusik - Winterreise Exit von Tom Schneider und Alain Croubalian. Schuberts Liederzyklus wird als gesellschaftlicher Hinauswurf inszeniert. (Helmut Ploebst, Spezial, DER STANDARD, 26.4.2013)