Im Hof vor der Fachschaft Maschinenbau in der Wiener Lehargasse schreit die Kreissäge auf und konkurriert mit den Umbaugeräuschen in einem Gebäude der Technischen Universität. Ein Student sägt aus Pressspanplatten vorgezeichnete Schafe aus, einen Tisch weiter bekommen die Holzmaskottchen einen weißen Anstrich und eine schwarze Umrandung. Die Fachschaftslisten an der TU Wien setzen im ÖH-Wahlkampf auf ihr bewährtes Symbol: Seit Jahren haben sie das Schaf als Wappentier.

Die parteiunabhängige Liste war bei der letzten ÖH-Wahl einer der Gewinner, derzeit stellt sie mit Martin Schott auch den ÖH-Vorsitzenden. Als Bundesspitzenkandidat der Fachschaftslisten Österreich (FLÖ) tritt nun Florian Kraushofer an. Er studiert Technische Physik an der TU Wien und ist bereits im Masterstudium. Politisch beeinflusst hat den 21-Jährigen Jean-Jacques Rousseau.

Plakate und Wahlkampf

In der Lehargasse wird nicht nur gesägt, sondern auch gesprayt, gedruckt, gepresst und gemalt. Die Fachschaftslisten an der TU stellen an diesem Nachmittag im April ihre Wahlkampfutensilien her. Do-it-yourself steht hier hoch im Kurs, gedruckte Plakate will man vermeiden.

Mit Plakaten hat man aber auch an der TU selbst so seine Probleme. Andere Fraktionen werfen den Fachschaftslisten das Herunterreißen von Plakaten vor - die FLÖ entschuldigte sich. Für die FLÖ geht es an der TU Wien um viel.

Technische Universitäten als Basisstationen

Die technischen Universitäten, das sind die Basisstationen im Netz der Fachschaftlisten. Zehn Mandate oder 51,23 Prozent holten sie an der TU Wien bei der letzten Hochschülerschaftswahl im Jahr 2011. Und die Universitäten sind für Kraushofer im Vergleich zur Bundesebene besonders wichtig: "Auf der Universitätsebene passiert viel mehr von der eigentlichen Arbeit für die Studierenden."



Doch gerade diese Ebene gehe in der Wahrnehmung unter, außer es geschehe etwas wie beim Café Rosa. "Die viele Kleinarbeit, die sonst passiert und die das Wichtigste ist, merken viele Leute nicht." Bei einer möglichen Mitarbeit im ÖH-Vorsitzteam möchte Kraushofer auf die Positionen der Unis und ihre Arbeit verstärkt hinweisen.

Unibrennt-Politisierung

Wie bei vielen seiner Generation war Unibrennt für Kraushofer der "Stein des Anstoßes" für seine Uni-Politisierung. "Ich war wenig auf der Uni Wien, sondern auf der TU. Auch hier war ein Hörsaal besetzt. Irgendwann habe ich angefangen mitzuarbeiten. Das war der Einstieg."

BIG "unnötig"

Eine Forderung der FLÖ ist die Übertragung der Uni-Gebäude von der BIG an die Universitäten. Die derzeitige Konstruktion sei unnötig: "Die BIG gibt ihr Geld dem Finanzministerium ab, das wiederum das Geld dem Wissenschaftsministerium gibt, das wiederum das Geld den Universitäten gibt, die wiederum das Geld der BIG geben. Das läuft fröhlich im Kreis und verursacht Kosten." Das sei nicht sinnvoll und mache den Universitäten das Leben bei Um- und Neubauten unnötig schwer.

Kraushofer und die FLÖ fordern eine Direktwahl der ÖH-Bundesvertretung - auch um die Uni-Studierendenvertreter zu stärken: "Wenn ich jetzt auf Bundesebene eine andere Fraktion als auf Universitätsebene wählen möchte, dann muss ich mich entscheiden. Eine Direktwahl wäre auch sinnvoll, weil die Bundesebene derzeit immer größer wird, was die Koalitionsbildung schwierig macht", so Kraushofer.

Zugangsbeschränkungen

Gegen die derzeitigen Zugangsbeschränkungen wehrt sich Kraushofer. Es sei der einfachste Ausweg aus der Finanzierungsproblematik. "Ich find es vor allem lächerlich, dass man auf der TU zuerst sagt, es sollen mehr Leute Informatik studieren, und dann will man den Zugang limitieren. Da wird einem bewusst, dass es nicht darum geht, welche Leute man braucht und was gut wäre, sondern darum, was der einfachste Ausweg ist."

Koalitionsoptionen

Eine Koalition mit der Aktionsgemeinschaft schließt Kraushofer nicht aus, aber: "Ich würde der AG nicht zutrauen, dass sie offen gegen ein schwarzes Wissenschaftsministerium auftritt. Das ist ein großes Hindernis für die ÖH-Arbeit."

Bei der Arbeit in den ÖH-Referaten ortet Kraushofer einen Partei-Einfluss: "Andere Fraktionen bringen eine Parteimentalität mit und besetzen Posten politisch. Das könnte ein unabhängiger Mensch vielleicht besser, aber es stehen politische Überlegungen dahinter, diese Person zu besetzen." Deswegen sei ihm eine Zusammenarbeit mit der parteiunabhängigen FEST "am allerliebsten".

"Math Destruction"

Auf unispezifische Wahlwerbung setzen die Fachschaftslisten an der TU Wien: Ein Gruppe Studierender bedruckt nebenan T-Shirts, eine andere presst mit einer Maschine Buttons mit Physikerwitzen und Formeln ("Da ist die Maxwell-Gleichung drauf"), Schablonen werden ausgelegt und Plakate gesprayt. Auf einem Button steht zielgruppenoptimiert: "Weapons of Math Destruction". (Sebastian Pumberger, derStandard.at, 9.5.2013)