Düsseldorf - Die Rheinoper in Düsseldorf hat ihre umstrittene "Tannhäuser"-Inszenierung mit drastischen Mord- und Holocaust-Szenen nach heftigen Protesten praktisch abgesetzt. Die Wagner-Oper werde ab Donnerstag nur noch als Konzert aufgeführt, kündigte die Oper am Mittwoch an. Die Abänderung einzelner Szenen habe der Regisseur Burkhard C. Kosminski "aus künstlerischen Gründen" abgelehnt.

Die Opern-Leitung sei sich schon vorab darüber im Klaren gewesen, dass das Konzept und die szenische Umsetzung des "Tannhäuser" kontrovers aufgenommen würden, hieß es in einer Mitteilung. "Mit allergrößter Betroffenheit reagieren wir jedoch darauf, dass einige Szenen, insbesondere die sehr realistisch dargestellte Erschießungsszene, für zahlreiche Besucher sowohl psychisch als auch physisch zu einer offenbar so starken Belastung geführt haben, dass diese Besucher sich im Anschluss in ärztliche Behandlung begeben mussten." Eine so extreme Wirkung könne die Oper nicht verantworten.

Die jüdische Gemeinde in Düsseldorf hatte die Inszenierung zwar als "geschmacklos" kritisiert, aber keine Absetzung verlangt. Gemeindedirektor Michael Szentei-Heise sagte am Montag, Wagner sei zwar ein "glühender Antisemit" gewesen, aber dem Komponisten dies "auf der Bühne so um die Ohren zu schlagen, halte ich für nicht legitim". Wagners grundsätzliche politische Einstellung spiegele sich nicht in seiner Musik und auch nicht im Libretto wieder: "Wagner hatte mit dem Holocaust nichts zu tun".  Szentei-Heise: "Es kommt mir komisch vor, Wagner verteidigen zu müssen."

Die Premiere des "Tannhäuser" in der Regie von Burkhard C. Kosminski hatte am Samstagabend wegen der krassen Darstellung von Nazi-Morden und Tod in Gaskammern Empörung bei vielen Zuschauern ausgelöst.  Rheinoper-Intendant Christoph Meyer hatte sich bestürzt über die heftigen Reaktionen gezeigt, war zunächst aber weiter zu der Inszenierung gestanden.  (APA, 8.5.2013)