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"In Österreich sind ungefähr 340.000 Österreicher alkoholkrank, 760.000 konsumieren regelmäßig Mengen, die mit der Gesundheit nicht mehr verträglich sind", betonen Experten.

Foto: dpa/Uwe Anspach

Wien - Rund eine Million Österreicher weisen einen übermäßigen bis krankhaften Alkoholkonsum auf. Die Finanzierung der zeitliche aufwändigen Betreuung von Suchtkranken beziehungsweise Gefährdeten wird aber viel zu wenig honoriert, hieß es am Mittwoch bei einem Pressegespräch der Initiative "Alkohol ohne Schatten" in Wien.

"Alkohol ist Teil unserer Gesellschaft. Daher werden wir lernen müssen, mit Alkohol freudvoll umzugehen. Es braucht aber auch Bewusstseinsbildung und Aufklärung. Schließlich liegt das Einstiegsalter zwischen dem elften und 13. Lebensjahr", so Michael Musalek, Ärztlicher Leiter des Anton Proksch Instituts und Begründer der Initiative.

Die Größe des Problems betonte Johannes Steinhart, Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte in der Österreichischen Ärztekammer: "Es sind ungefähr 340.000 Österreicher alkoholkrank, 760.000 konsumieren regelmäßig Mengen, die mit der Gesundheit nicht mehr verträglich sind. Zuviel Alkohol schädigt den Verdauungstrakt, erhöht das Brustkrebsrisiko, schädigt Herz und Gefäße, erhöht das Herzinfarkt und Schlaganfallrisiko und führt zu neurologischen Störungen."

Früherkennung durch Hausärzte

Das Gesundheitssystem nehme - so Steinhart - zuwenig auf die Versorgung der Betroffenen Rücksicht: "Es sind die niedergelassenen Ärzte, welche die Anzeichen eines Alkoholproblems bemerken sollen. Das bedeutet das Erfragen des Problems, das Eingehen auf den Betroffenen. Dann ist es wichtig, jemanden zur Therapieeinsicht zu bringen. Das ist mit sehr hohem Aufwand und sehr hohem Zeitaufwand verbunden, was bis jetzt ganz schlecht honoriert wird."

Ähnlich sieht das auch Barbara Degn von der Österreichischen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (ÖGAM): "Der Hausarzt ist prädestiniert, diese Patienten herauszufiltern. Was wir brauchen, das ist mehr Unterstützung und Zeitressourcen, nicht unbedingt nur Geld. Die notwendige Zeit muss man erst einmal haben. Etwa im Bezirk Wien-Floridsdorf sind in den vergangenen Jahren ein Zehntel der Kassenstellen wegrationalisiert worden. Wir werden aber auch im 21. Bezirk mehr Menschen", so die Expertin.

Gerade in Zeiten der Gesundheitsreform sei es notwendig, die Ressourcen für die Betreuung von Menschen mit Alkoholproblemen bereitzustellen. Laut Standesvertreter Johannes Steinhart sei es besonders wichtig, dass die Finanzierung des Gesundheitswesens nicht von der Wirtschaftskonjunktur abhängig gemacht wird: "Gerade in Krisenzeiten geht es den Menschen besonders schlecht. In solchen Zeiten treten auch vermehrt Probleme mit Alkohol auf." (APA/red, derStandard.at, 15.5.2013)