Was sich rund um einen unberührten steirischen Fluss abspielt, lässt nicht nur passionierte Umweltschützer den Kopf schütteln. Umweltexperten sind einig: Da wurde offenbar eine Genehmigung für den Bau eines Kraftwerks erteilt, die es nie hätte geben dürfen.

Die Schwarze Sulm ist der einzige verbliebene Fluss seiner Art in Österreich. Ihre zum Teil noch völlig unberührten Ufer gehören zum Natura-2000-EU-Schutzgebiet für Fauna und Flora. Das Kraftwerk soll nun trotzdem dort gebaut werden. Es darf vermutet werden, dass die privaten Betreiber damit Geld verdienen möchten. Das dürfen sie. Dank einer einst von Landeshauptmann Franz Voves erteilten Bewilligung, die Umweltminister Nikolaus Berlakovich später auszuhebeln versuchte, die aber - aus formalrechtlichen Gründen - weiterhin besteht.

Dumm gelaufen, könnte man sagen. Aber Voves und auch Berlakovich könnten auch jetzt noch "Stopp!" sagen. Man könnte auch einfach zugeben, dass ein Fehler passiert ist, und ihn ausbessern, bevor es zu spät ist. Das bräuchte Mut. Stattdessen riskiert man Strafzahlungen an die EU in Millionenhöhe und öffnet vielleicht anderen umstrittenen Projekten Tür und Tor. Das ist gefährlich. Jene, die jetzt am Fluss campieren oder mit Traktoren den Weg für die Bagger verstellen, machen das, was eigentlich Aufgabe der Politik wäre: schützenswerte Natur auch tatsächlich schützen. (Colette M. Schmidt, DER STANDARD, 22.5.2013)