Brew Dog

Foto: Conrad Seidl

Conrad Seidl mit dem "Good Beer Guide".

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Punk IPA

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Nein, für den "Good Beer Guide", den besten Führer zur britischen Bierszene, ist das nichts. Auch in dessen 41. Ausgabe wird die Campaign for Real Ale (Camra) kein Lokal auflisten, wo man die Biere der schottischen Brew-Dog-Brauerei ausschenkt. Die seien nicht besonders freundlich zu den Traditionalisten von Camra - und überhaupt: Brew Dog stellt keine "cask conditioned ales" (also die im Ausschankfass nachreifenden englischen Traditionsbiere) her.

Tatsächlich: Alles anders zu machen, als es die traditionsbewussten Biertrinker erwarten, ist schon immer das Geschäftsmodell von Brew Dog gewesen, wobei "schon immer" eine eher kurze, aber recht bewegte Firmengeschichte beschreibt: 2007 starteten James Watt und Martin Dickie ihre Microbrewery in Aberdeenshire - und machten sich sofort daran, möglichst extreme Biere zu brauen.

Das hieß zunächst einmal: besonders stark gehopfte Ales brauen. Noch heute ist das Punk IPA, ein 5,6 Prozent starkes und mit 45 Bittereinheiten auch für britische Verhältnisse kräftig gehopftes India Pale Ale, die Hauptsorte von Brew Dog.

"Sink the Bismarck"

Es gibt das Bier allerdings in zahllosen Varianten, darunter eine, die im Whiskyfass gereift ist, und eine in der Dose, was eine Herausforderung an die Großen der Branche darstellt (und die Traditionalisten erst recht erzürnt). Beinahe überflüssig zu sagen, dass die verwendeten Aromahopfen aus den USA (Chinook, Simcoe) und Neuseeland (Nelson Sauvin) für die Briten ebenfalls shocking sind.

Noch schockierender allerdings waren die Versuche, das stärkste Bier der Welt zu brauen - was durch "kalte Destillation", also das Ausfrieren des Wassers aus dem fertigen Starkbier, auch gelungen ist. Das hat den Alkoholbehörden nicht gefallen, es gab einen langen Rechtsstreit um die Zulässigkeit des Verfahrens - und dass einer der Rekordversuche "Sink the Bismarck" genannt wurde, hat die Respektlosigkeit der schottischen Brau-Punks vor den 2104 beim Untergang der Bismarck gefallenen Seeleuten gezeigt.

Aber es ist solche Respektlosigkeit, die auch massenhaft Fans angezogen hat: Von Aberdeen ausgehend, hat Brew Dog eine Kette von Bierbars eingerichtet, wo die eigenen Biere (und ähnlich extreme Gastbiere) ausgeschenkt werden, um die Craft-Beer-Revolution zu verbreiten. Stockholm ist bereits erreicht, der deutsche Sprachraum noch nicht. Bei uns in Wien bekommt man Punk IPA etwa im Charlie P's in der Währinger Straße. (Conrad Seidl, Rondo, DER STANDARD, 7.6.2013)