Gernot Rumpold muss erklären, wann welche seiner Agenturen aktiv wurde. Die MediaConnection "war politisch punziert", sagt er.

Foto: STANDARD/Cremer

Wien - In der Causa Telekom/Rumpold wurden am Montag die ersten Zeugen einvernommen. Zuvor war Gernot Rumpold, dem die Justiz wegen vier im Jahr 2004 an die Telekom Austria (TA) verkauften Konzepten Beihilfe zur Untreue vorwirft, intensiv befragt (angesichts der Raumtemperaturen im Straflandesgericht könnte man sagen: gegrillt) worden. Eine zentrale Zeugin hat sich entschuldigt: Rumpolds Exfrau Erika D. ist krank. Ihre Aussagen (pro Rumpold) werden verlesen.

Das Urteil wird aber trotzdem nicht wie geplant am Freitag gefällt. Denn das Gericht hat nun einen Sachverständigen für Medienwesen, Wirtschaftswerbung und Marketing bestellt, der die Werthaltigkeit der vier Marketingkonzepte beurteilen muss. Der Sachverständige ist aber am Donnerstag und Freitag nicht verfügbar, weswegen Zeugenaussagen verschoben werden müssen. Die Anklage geht von Parteienfinanzierung der TA via Rumpolds Werbeagentur 100 % Communications bzw. MediaConnection aus. Die TA habe Rumpold für (nie umgesetzte) Konzepte 600.000 Euro bezahlt, dafür habe er der FPÖ Schulden erlassen.

Die Verhandlung am Montag bot auch Einblick, wie Rumpolds ihre Geschäfte in ihren diversen Gesellschaften betrieben: nämlich so, als gäbe es nur eine Gesellschaft. Rumpold: "Das hat sich ein bisserl vermischt bei uns. Im Innenverhältnis konnte man das immer tauschen."

Mit Spannung wurde vor allem die erste Zeugin erwartet, Rumpolds Exsekretärin Natascha R. Sie hat Rumpold in den Ermittlungen belastet; indem sie etwa aussagte, sie habe TA-Rechnungen geschrieben, bei denen die Gegenleistung nicht klar gewesen sei.

Im Gerichtssaal klang sie dann doch etwas anders. R. beklagte, die Beamten des Bundesamts für Korruptionsbekämpfung hätten sie in ihrer Wohnung 5,5 Stunden lang befragt ("Nicht einmal ein Mittagessen hatten wir"), sie habe das Protokoll nicht durchgelesen, aber unterschrieben. " Ich habe damals oft nicht ausreden dürfen, wurde oft missverstanden", sagte sie am Montag.

Alles nicht so gemeint

Dass ihr selbst Leistungen nicht nachvollziehbar waren, heiße ja nicht, " dass die Leute (in der Agentur; Anm.) nichts gemacht haben". Dass Rumpold Geldkuverts verteilt habe, habe sie nie gesagt. Die Zeugin: "Ich habe nie etwas beobachtet, wo ich mir gedacht hätte: Oh Gott, was passiert da?" Als Zeichen ihrer guten Erinnerungen zeigte sie ihr Diensthandy ("Habe ich vor zehn Jahren bekommen und durfte ich behalten" ) und eine Brieftasche ("Mein Abschiedsgeschenk von Frau Rumpold."). Und: "Ich versteh das heute alles gar nicht, aber fragen'S weiter." Was Staatsanwalt wie Verteidiger prompt taten. Der Output: Hauptkonzepte habe sie nie gesehen, so Zeugin R. Das Thema Lobbying und Preis dafür fasste sie so zusammen: "Lobbying bestand darin, dass Frau Rumpold sehr viele Leute kennt, die hat sie zusammengebracht. Es gab keine Richtlinie für die Bezahlung. Ich habe mir oft gedacht: Also ich würde so viel nie bezahlen."

Der Weg von der Idee übers (Prä-)Konzept zur TA lässt sich am besten am Projekt "Q-Bus" (eine Art mobiler Verkaufsstand) darstellen. Entwickelt hat den Q-Bus ein Ex-Billa-Architekt. Seine Idee kam zu Rumpolds, das Konzept erstellte die (auch von Rumpold geleitete) Sorexpro GmbH. Von da wurde es etlichen Unternehmen wie etwa der Bäckerei Mann oder Mc Donalds präsentiert.

Das Konzept für die TA (Rumpold: "Der Q-Bus wäre eine perfekte Lösung für das Telefonhüttl") wurde nicht einmal grafisch angepasst. Die Fotos blieben dieselben, was Richter Michael Tolstiuk zu folgender Beschreibung verleitetete. "Man kann das ein bisserl salopp als Würstelstand bezeichnen." Und, an den Angeklagten Ex-TA-Manager Michael G. gewandt: "Wollten Sie einen Würstelstand kaufen?" G.: "Nein, Würstelstand war keiner geplant." (Renate Graber, DER STANDARD, 11.6.2013)