Wien - Eine Frau bricht auf ins Leben, drei Grazien bestehen auf Stille, und ein Trio lässt Blech scheppern. Arbeiten dreier junger Choreografinnen zeigt der Abend Werkstück noch bis Samstag im Tanzquartier Wien. Die kurzen Stücke kommen zurückhaltend daher: Julia Danzingers und Florian Fuscos Was ist, wenn nichts mehr ist?, Iris Dittlers signals from beyond the source und ausdehnen : zusammenziehen (a : z) von Katharina Ernst.

Danzinger/Fusco zeigen eine Figur im Übergang von der Weltflucht in den digitalen Schein zu einem Versuch, nicht nur dem selbstgewählten Cocooning zu entweichen, sondern sich auch noch vor die Augen eines Publikums zu wagen. Der Weg hinaus ist lang. Der Körper der Solotänzerin knickt dabei immer wieder und richtet sich neu aus.

Als die Tänzerin endlich mit scharfem Blick ihre Zuschauer fixiert und die Handflächen wie Wundmale vorweist, macht sie dort halt, wo Iris Dittler erst beginnt. Die Körper der drei Tänzerinnen in signals from beyond the source sind in eine Umgebung aus - von Dittler gefertigten - filigranen Skulpturen integriert. Zu diesen verhalten sie sich hochkonzentriert, so, als wären sie lebende Texte über diese Konstruktionen aus Drähten, Latten und Leisten: möbelähnliche Fantasien von ätherischer Eleganz.

Die im Titel ausgewiesenen Signale entstehen aus Sicht des Betrachters zwischen diesen Konstruktionen und den Körpern. Zum Beispiel als Frage: " Was zur Hölle machen diese Frauen da?" Die Antwort wäre, dass sie eine Situation herstellen, die sich von der Nützlichkeitsdiktatur draußen konsequent unterscheidet. Eine Diktatur, die auch die Musik fest im Griff hat. Doch da wissen Katharina Ernst und ihre beiden Komplizen Abhilfe zu schaffen. In ausdehnen : zusammenziehen (a : z) werden keine vertrockneten Emotionen klanglich aufgespritzt, da wird weder beruhigt noch untermalt.

Die Musikerin und bildende Künstlerin mit einem choreografischen Laster schmeißt und rollt Klangschalen, Glockerln und Tschinellen durch die Gegend. Und sie rührt an die Trommeln. Ein Objekttanz fürs Trommelfell, ein echter Wachmacher. Schade, dass dieser herrliche Lärm so schnell vorbeigeht. (Helmut Ploebst, DER STANDARD, 15./16.6.2013)