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EA und Microsoft kennen die Möglichkeiten und Grenzen ihrer "strategischen Partnerschaft".

Foto: Stephen Brashear/Invision for Microsoft/AP Images

Zur Ankündigung der Xbox One haben Konsolenhersteller Microsoft und Spielhersteller Electronic Arts (EA) eine "neue, strategische Partnerschaft" angekündigt. Im Zuge der vergangenen Branchenmesse E3 wurde dieses Bündnis nun bekräftigt. Doch was bringt den beiden Konzernen die Zusammenarbeit tatsächlich?

Exklusive Games

EA gab auf der E3 die Veröffentlichung zweier exklusiver Werke für Microsofts Plattformen bekannt. Popcaps Arcade-Shooter "Plants vs. Zombies: Garden Warfare" und Respawns Mech-Shooter "Titanfall" werden nur für Xbox One, Xbox 360 und im Fall des letzteren Titels für Windows erhältlich sein, wenn sie 2014 erscheinen. Welche Exklusivrechte die Partnerschaft genau umfasst, bleibt ein Geschäftsgeheimnis. Anders als bei Auftragswerken wie etwa Cryteks "Ryse: Son of Rome", bei denen ein Konsolenhersteller für die Entwicklung eines Spiels bezahlt, dürfte Microsoft hier nicht in die Entwicklung involviert sein. Dadurch besteht die Möglichkeit, dass es sich um eine Sondervereinbarung wie eine vorübergehende Exklusivität handelt.

Darauf deutet auch eine Aussage Respawns Designers Joel Emslie im Bezug auf "Titanfalls" mögliche Veröffentlichung für PlayStation gegenüber Eurogamer hin. "Es steht definitiv nicht außer Frage. Wir lieben alle unsere Fans, egal welche Konsole sie unterstützen." EA Games Label-Chef Patrick Söderlund gibt sich zurückhaltender und betont, dass es sich um eine strategische Entscheidung handelt. Ob der Titel nach Ablauf einer Frist auf anderen Plattformen zur Verfügung gestellt wird, könne er zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht beantworten. "Wir sind stolz darauf, exklusiv für Xbox One zu sein."

Inhalte für Marketing

Ein vorstellbarer Grund für die Exklusivität könnte eine finanzielle Unterstützung Microsofts für die Vermarktung von "Titanfall" oder auch "Plants vs. Zombies: Garden Warfare" sein. Der Konzern könnte EA für eine vorübergehende Exklusivität auch eine feste Einbindung in die Werbekampagne rund um die Xbox One zugesichert haben. Dem Konsolenhersteller stehen zahlreiche Kanäle zur Verfügung, ein Spiel zu pushen, für die ein Hersteller im Normalfall viel Geld in die Hand nehmen müsste.

Gleiches gilt für EAs und Microsofts Partnerschaft für die Sportspiele "FIFA" und "Madden NFL". Die Sicherung der Plattformexklusivität so populärer Titel steht jedoch außer Frage. Nicht nur müsste Microsoft wohl für die entgangenen Verkäufe auf PlayStation-Plattformen aufkommen, auch würde EA die Exklusivität wohl aus strategischen Gründen nicht zulassen. Im Hinblick auf "FIFA" würde man Konkurrent "PES" von Konami das Feld auf PlayStation überlassen. Anstelle dessen haben sich EA und Microsoft auf eine gemeinsame Vermarktung der Spiele geeinigt. Microsoft konnte sich so ein noch nicht bekanntes, exklusives Feature bei "FIFA" und die gemeinsame Kommunikation der Sportspiele sichern. So wird künftig beispielsweise hinter jeder "FIFA"- oder "Madden"-Reklame ein Xbox-Logo aufleuchten.

Cleverer Schachzug

Wenngleich derartige Partnerschaften ganz gewöhnlich sind, so gehört der Deal zwischen EA und Microsoft zu den größeren Partnerschaften zwischen Konsolen- und Spielherstellern der vergangenen Jahre. Mit "Titanfall" erhofft sich EA ein neues Franchise in der Stärke eines "Call of Duty" etablieren zu können und Sportspiele wie "FIFA" und "Madden" führen jedes Jahr aufs neue die Charts an. Microsoft sieht darin vermutlich eine Chance sowohl die Kernspielerschaft, als auch die Gelegenheitsspieler umwerben zu können. Sofern sich die Xbox One gut verkauft, profitiert EA von der besonderen Zurschaustellung seiner Werke. 

In der Videospielbranche finden sich ähnliche Übereinkommen auch bei Konkurrenzplattformen wie PlayStation und Nintendo. Ubisoft bewirbt seine kommenden Titel "Assassin's Creed 4: Black Flag" und "Watch Dogs" exklusiv für PS3 und PS4 mit Zusatzinhalten, wenngleich die Spiele auch für PC, Wii U und Xbox One und 360 erhältlich sein werden. Gleiches gilt für Sonys und Activisions "langjährige" aber nicht näher beschriebene Partnerschaft zum Open-World-Shooter "Destiny". Nintendo gab erst kürzlich eine exklusive Zusammenarbeit mit Sega für kommende "Sonic"-Spiele bekannt. 

Keine DRM-Verschwörung

Im Vorfeld der E3 wurde abseits irgendwelcher Marketing-Deals darüber gemunkelt, dass EAs Zuwendung zu Microsoft auch etwas mit dem ursprünglich geplanten Online-DRM-System der Xbox One zu tun haben könnte. Es wurde angenommen, dass die Konzerne zusammen an einer Strategie für Gebrauchtspiele und Koperschutzmaßnahmen gearbeitet haben. Nicht zuletzt experimentierte EA in der Vergangenheit selbst mit Konzepten wie Online-Pflicht für Einzelspieler-Games wie "SimCity". 

Diese Gerüchte dementierte EA-CEO Peter Moore jedoch in einem Interview mit Polygon. "Ich kann Ihnen versichern, dass Electronic Arts sich nicht für eine Sperrfunktion oder Erschwerungsfunktion von Gebrauchtspielen eingesetzt hat." Demnach habe man weder Microsoft noch einen anderen Konsolenhersteller zu einer derartigen Lösung gedrängt. Dafür spricht, dass zumindest Sony und Nintendo keine neuen DRM-Systeme in ihre neuen Konsolen integriert haben. "Electronic Arts hatte nie ein Treffen mit den Konsolenherstellern, bei dem ein Sperrsystem vorgeschlagen wurde oder eines, das uns am Gewinn beteiligt. Das ist eine falsche Information", so Moore. "Ich persönlich bin ein Befürworter des Gebrauchtmarktes. In den vergangenen acht Jahren hat sich so ein stabiles Preisniveau gehalten, und ich mag es, dass Spieler sich Games für einen angemessenen Preis kaufen können. Das erhält GameStop am Leben, und nachdem sie ein wichtiger Launch- und Marketingpartner von uns sind, kann ich das nur unterstützen." Aufgrund negativen Kunden-Feedbacks hatte EA erst im Mai die Einstellung des Online-Passsystems für Gebrauchtspiele angekündigt. An einer neuen Strategie für PlayStation 4 und Xbox One werde erst gearbeitet, das Online-Pass-System werde aber keine Renaissance erfahren. 

Wettbewerb ist wichtig

Demnach habe die Verbrüderung zwischen EA und Microsoft auch ihre Grenzen. Schlussendlich sei es im Interesse eines Spielherstellers mehr als einen starken Konsolenanbieter auf dem Markt zu haben. Die Vorstellung, dass zwei Unternehmen wie Sony und Microsoft einander nicht im Ring gegenüberstehen, sei aus ökonomischer Sicht undenkbar. "Wir können einfach nicht als Industrie enden, die von nur einem Hersteller dominiert wird", so Moore.

Wie wichtig eine neutrale Behandlung und Betrachtung von Systemen ist, betonte gegenüber IGN auch Activision Publishing CEO Eric Hirshberg. "So sicher ich mir bin, dass die Konsolenhersteller gerne einige unserer Spiele exklusiv haben wollen würden, wollen wir immer dort sein, wo die Spieler sind", sagt Hirshberg. Denn so attraktiv die Gegenleistung eines Plattformbetreibers auch sein mag, sind die wichtigsten Faktoren für Spielhersteller nach wie vor die Verbreitung und Lukrativität einer Konsole. Der Grund, weshalb sich große Publisher immer seltener für die exklusive Unterstützung einer einzigen Konsole entscheiden. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 22.6.2013)

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