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Gregor Bloeb als Franz Jägerstätter.

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Wien - Das Schicksal des Wehrdienstverweigerers Franz Jägerstätter entzieht sich jedem anschaulichen Lehrzweck. Niemand, auch nicht das Wiener Josefstadt-Theater, weiß, wodurch ein Mensch sich dazu gezwungen fühlt, zu stehlen, zu morden oder meineidig zu werden. Genauso wenig gibt Felix Mitterers dramatischer Lebensabriss "Jägerstätter" Gründe an für die Weigerung eines einfachen Bauern, Erfüllungsgehilfe Hitlers zu werden.

Stephanie Mohrs Josefstädter Uraufführungsinszenierung ist ein echter Glücksfall. In einer Lärchenholzstube mit Rang-Galerie (Bühne: Miriam Busch) fällt ein kräftiger, ungelenker, aber niemals einfältig wirkender Innviertler (Gregor Bloeb) Stück für Stück, Szene für Szene aus allen Zusammenhängen heraus. Die Rotte der Bauern umspült als Chor einen Felsen von Menschen, der an seiner eigenen Festigkeit irre zu werden droht. Ein straff und famos geführtes Ensemble, voran Gerti Drassl als Franziska Jägerstätter, stellt die Sterbebegleiter für einen letztlich undurchschaubar bleibenden Märtyrer und Wehrdienstverweigerer ab.

Herzlicher Applaus für das rundum gelungene Beispiel eines Stückes Gebrauchsdramatik, das sich nicht klüger dünkt als die Masse der Nachgeborenen. Die Produktion übersiedelt demnächst nach Haag zu den dortigen Festspielen. (Ronald Pohl, DER STANDARD, 21.6.2013)