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Grafik: APA

Wien - Die Gewerkschaft GPA-djp will All-In-Arbeitsverträge künftig auf Führungskräfte beschränken. Laut einer Umfrage des Instituts für empirische Sozialforschung (IFES) im Auftrag der Gewerkschaft hat bereits jeder dritte Angestellte in Österreich einen All-In-Vertrag. Bei All-in-Verträgen deckt ein Gesamtgehalt pauschal alle Arbeitszeiten (Mehrstunden, Überstunden) ab.

Obergrenzen definieren

Diese Verträge würden die Gefahr bergen, dass der Entgrenzung der Arbeitszeit "Tür und Tor" geöffnet wird, betonte GPA-djp-Chef Wolfgang Katzian am Montag. Jeder vierte einfache Angestellte und jeder dritte qualifizierte Angestellte hat laut Umfrage bereits einen All-in-Vertrag. Bei leitenden Angestellten hat jeder Zweite einen derartigen Vertrag. Katzian will das Thema bei den kommenden KV-Verhandlungen aufs Tapet bringen und bei den Parteien für eine Gesetzesänderung werben. Im 1. Halbjahr 2014 sollte es eine gesetzliche Lösung geben. Die Gewerkschaft rät bei Verträgen Obergrenzen für zu leistende Mehrarbeit und Überstunden zu definieren.

All-In-Verträge sind in Österreich grundsätzlich erlaubt, Arbeitsrechtsexperte Stephan Nitzl hat sich in seiner Kolumne mit dem Thema beschäftigt. Erlaubt sind sie unter der Voraussetzung, dass durch derartige Vereinbarungen der kollektivvertragliche Mindestlohn nicht unterschritten wird. Der "Überzahlungsbetrag" dient lediglich der Abgeltung von Überstunden.

Entgrenzung der Arbeitszeit

Die Gewerkschaft der Privatangestellten sieht mit der IFES-Umfrage ihre Bedenken bestätigt, dass es durch moderne Kommunikationsmittel wie Smartphones, Tablets und E-Mail zu einer Entgrenzung der Arbeitszeit kommt. "Ziel ist es nicht, das Rad der Zeit zurückzudrehen, sondern die Spielregeln zu ändern", betonte Katzian. Die ständige Erreichbarkeit von Arbeitnehmern nehme zu und werde in vielen Unternehmen zumindest von Teilen der Mitarbeiter erwartet. Neue Arbeitszeitmodelle wie flexible Arbeitsorte, Arbeiten von zu Hause sowie All-in-Verträge würden immer stärker die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit verwischen. "Wo Arbeitszeitgesetz und Arbeitnehmerschutz unter dem Deckmantel einer neuen Freiheit im Beruf ausgehebelt werden, leiden Privat- und Familienleben, Gesundheit und nicht zuletzt auch die Produktivität der Einzelnen", so der GPA-djp-Chef.

Viele checken Mails freiwillig

Beispielsweise werden dienstliche E-Mails von den befragten Angestellten in der Freizeit beantwortet, weil man "immer auf dem Laufenden bleiben möchte" (70 Prozent), dadurch "Zeit im Büro gewonnen wird" (52 Prozent), weil es "einfach Spaß macht"oder weil es Kollegen und Kunden erwarten (47 Prozent). Nur 28 Prozent checken ihre E-Mails in der Freizeit, weil es "Vorgesetzte erwarten".

Fürsorgepflicht des Arbeitgebers

Die Gewerkschaft empfiehlt den Beschäftigten besonders ihr eigenes Verhalten im Bezug auf Arbeit und Freizeit zu hinterfragen. Niemand müsse rund um die Uhr für den Arbeitgeber, andere Beschäftigte oder Kunden erreichbar sein. Man dürfe das Handy zwischendurch auch mal abschalten, zum Beispiel im Urlaub. Auch der Arbeitgeber habe die Fürsorgepflicht, seine Arbeitnehmer vor Stress, Burn-Out und psychischen Belastungen zu schützen, betonte Katzian. Um das Thema "Entgrenzung der Arbeitszeit" bei Betriebsräten und Arbeitnehmern verstärkt zu thematisieren, veranstaltet die GPA-djp derzeit eine Aktionswoche mit dem Slogan "Schalt mal ab". (APA, red, 24.6.2013)