Wien - Das Wiener Deserteursdenkmal wird als dunkelblaue Treppenskulptur in liegender X-Form realisiert. Auf einen entsprechenden Entwurf des 1962 in Deutschland geborenen Künstlers Olaf Nicolai hat sich die Wettbewerbsjury am Donnerstagabend geeinigt. In die Oberfläche des Mahnmals, das an die Verfolgten der NS-Militärjustiz erinnern soll, wird zudem eine Inschrift eingelassen, teilte das Büro von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) am Freitagvormittag mit.

Was bereits bekannt ist: Die begehbare Skulptur wird als dreistufig abgetrepptes "X" am Ballhausplatz realisiert. Das Denkmal soll knapp zehn Meter lang, 8,8 Meter breit und 1,65 Meter hoch werden. In der Oberfläche soll eine Inschrift eingelassen werden, die lediglich aus den Worten "all" und "alone" besteht.

"Zeichen der Anonymisierung"

Nicolai selbst sieht das "X" laut eigener Projektbeschreibung einerseits als "Zeichen der Anonymisierung, der der Einzelne unterworfen ist und die ihn zum Zeichen in einer Liste, zum X in einer Akte werden lässt", andererseits als "ein Statement selbstbewusster Setzung - man denke an die Namenswahl Malcolm X".

Den Ausschreibungsunterlagen zufolge steht für die Umsetzung des von der rot-grünen Stadtregierung initiierten Mahnmals ein Maximalbudget von 150.000 Euro netto zur Verfügung. Die Umsetzung soll laut bisherigen Angaben im kommenden Jahr finalisiert werden.

Wadani erhofft sich Erläuterungen

Richard Wadani, Obmann des Personenkomitees "Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz" und selbst Wehrmachtsdeserteur, ist mit den am Freitag präsentierten Plänen für das Wiener Deserteursdenkmal "zufrieden". Das sagte der 1922 in Prag geborene Wadani am Rande der Präsentationspressekonferenz. Er wünscht sich allerdings ergänzende Texterläuterungen zur von Olaf Nicolai entworfenen Treppenskulptur, die in den nächsten Monaten am Ballhausplatz errichtet wird.

Was die konkrete künstlerische Umsetzung anbelangt, zeigte sich Wadani eher zurückhaltend. "Ob mir das gefällt? Ich gehöre einer Generation an, die damals andere Auffassungen von Darstellung in der Kunst hatte", räumte er gegenüber Journalisten ein. Das x-förmige Monument stelle nicht automatisch eine Beziehung zu NS-Verfolgten dar. Es könne durchaus schwer werden, beispielsweise Schülern hier den Zusammenhang zu erklären.

Ihm selbst habe sich "als Beteiligter von früher" der Bezug nicht sofort erschlossen, räumte er ein: "Ich hatte gestern keine Beziehung dazu gehabt." Wadani hatte am gestrigen Donnerstag der mehr als zwölfstündigen Jurysitzung beigewohnt, in der letztendlich Nicolais Einreichung zum Siegerprojekt gekürt wurde. Er selbst war jedoch nicht Teil der Jury. (APA, 28.6.2013)