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2009 traten Günter Haider und Unterrichtsministerin Claudia Schmied noch gemeinsam auf. Schmied verlängerte den Vertrag des ehemaligen Bifie-Direktors 2013 nicht mehr.

Foto: ap/Punz

Wien - Die Grünen und der ehemalige Chef des Bundesinstituts für Bildungsforschung (Bifie), Günter Haider, fordern einen Stopp des Ausbaus der Neuen Mittelschule (NMS). Die NMS sei weder ein Schritt zur gemeinsamen Schule der Zehn- bis 14-Jährigen noch ein attraktiver Schultyp und habe zumindest keine Verbesserung der Leistungen gebracht, sagte Haider bei einer Pressekonferenz am Freitag.

Im Herbst 2013 sollten zwar noch Schüler normal eine NMS beginnen. Ob im Herbst 2014 das Projekt fortgesetzt wird, dürfe aber erst nach einer seriösen Evaluierung entschieden werden. Das Unterrichtsministerium lehnt einen Stopp der NMS dagegen ab. Sämtliche Daten würden zeigen, dass sich die Bildungschancen der Schüler verbessert hätten.

Die ersten NMS wurden vor rund fünf Jahren eingeführt. "Die Bedenken wachsen aber immer mehr, ob dieses Modell wirklich Vorteile bringt", so Haider. Er war unter anderem für die bisherigen PISA-Studien verantwortlich und war bis vor kurzem Direktor des Bifie. Sein Vertrag wurde von Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) nicht mehr verlängert.

"Keine Gesamtschule"

Die NMS sei alles andere als eine Gesamtschule, betonte Haider. Sie führe auch nicht zu einer solchen, ganz im Gegenteil. Der Anteil der Zehn- bis 14-Jährigen an den AHS-Unterstufen sei seit Einführung der NMS sogar gewachsen und werde bei gleich bleibender Entwicklung von derzeit 33 Prozent bis zum Jahr 2030 auf 42 Prozent steigen. Bis 2030 würden die AHS rund 30.000 Schüler dazugewinnen, die der NMS "davonlaufen" würden.

Auch in der Leistung habe die NMS keine Verbesserungen gebracht, meinte Haider. Zwar dürfe man die im Vorjahr erstmals österreichweit erhobenen Bildungsstandards wegen der geringen NMS-Stichprobe und des Modellcharakters der Schulen nicht eins zu eins heranziehen, eines sei aber klar: "Es wird zumindest nicht besser." Wenn man sich die Zahlen genauer anschaue, könne man sagen: "Da könnte ein zusätzliches Leistungsproblem auftauchen."

Haider: Ausbau soll angehalten werden

Dass die Zahl der AHS-Berechtigungen an den NMS gegenüber den Hauptschulen zugenommen hat, lässt Haider nicht als Argument für einen Leistungszuwachs gelten. "Wenn es nach objektiven Kriterien keine Verbesserungen gegeben hat, aber bessere Zeugnisse herauskommen, kann jeder seine eigenen Schlüsse ziehen." Um diesen Widerspruch zu klären, bedürfe es einer objektiven Untersuchung.

Insgesamt ist für Haider "völlig unklar, ob die NMS die Wirkungen erzielt hat, die intendiert waren". Daher solle der weitere Ausbau angehalten und müssten zunächst die Evaluierungsergebnisse abgewartet werden.

Auch Walser sieht bei der NMS "sämtliche Versprechungen nicht eingehalten". Diese sei vor allem kein geeignetes Mittel, die Bildungsarmut aufzuhalten, die Ungleichheit wachse weiter. "Wir sind auf einem falschen Weg." Für Walser ist klar, dass ab Herbst 2014 keine neuen Schüler mehr an NMS aufgenommen werden dürfen. Er will aber nicht zurück zur alten Hauptschule: "Wir müssen in Richtung gemeinsame Schule gehen."

Ministerium: Kommt nicht infrage

Aus dem Büro Schmieds hieß es dagegen: "Eine Einstellung der Neuen Mittelschule kommt überhaupt nicht infrage. Das widerspricht sämtlichen Daten." Die Fakten würden für sich sprechen: Man habe die Chancen der Schüler auf einen höheren Bildungsabschluss nachweislich gesteigert. "Die echten Fakten zeigen, dass Haider und Walser auf dem Holzweg sind." (APA, 28.6.2013)