Psychopharmaka im Wert von geschätzt 250 Millionen Euro werden in Österreich jährlich verabreicht. Das ist nur ein Teil der Kosten, die für die Behandlung der rund 900.000 psychisch Kranken anfallen. Dazu kommt die Dunkelziffer jener, die bei diversen semiausgebildeten Beratern und Gurus Hilfe suchen. Und dort meist viel Geld liegen lassen. Man kann jedenfalls von einer beachtlichen ökonomischen Dimension des Psychomarktes ausgehen, und die Aufregung, die im Vorfeld des Beschlusses des neuen Psychologengesetzes unter Psychiatern und Psychotherapeuten aufgebrandet ist, hat sehr deutlich auch die harten Machtkämpfe in der Szene vor Augen geführt.

Mit dem neuen Gesetz ist nun eine deutliche Aufwertung des Berufsstandes der Psychologen definiert. Spät, aber doch. Klinische Psychologen arbeiten künftig auf Augenhöhe mit Psychiatern und Ärzten.

Allerdings ist nicht nachvollziehbar, warum nicht in einem Aufwaschen auch das Psychotherapiegesetz mitreformiert wurde. Die Ausbildung der Psychotherapeuten ist bis dato faktisch in private Vereine ausgelagert - und kostet einiges Geld, bis zu 60.000 Euro.

Diese wichtige Therapieausbildung gehört endlich evaluiert und am Ende in die universitären Strukturen eingegliedert. Denn letztlich muss es darum gehen, den boomenden wie lukrativen Psychomarkt im Sinne der Patienten mit klaren und strengen Qualitätskriterien zu regulieren. (Walter Müller, DER STANDARD, 5.7.2013)