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Schüler raus, Lehrer rein: Der Rechnungshof sieht starken Reformbedarf.

Foto: APA/ROLAND SCHLAGER

Wien - Am Montag wird wieder verhandelt. Der von der Regierung vorgelegte überarbeitete Entwurf für ein neues Lehrerdienstrecht wird gerade von den Lehrergewerkschaftern geprüft, noch will man sich daher nicht in die Karten schauen lassen.

Für beide Seiten - Regierung und Gewerkschaft - hat jedenfalls der neueste Rechnungshofbericht Argumente bereit, die die jeweiligen Standpunkte unterstützen.

Im Detail zeigt der Bericht auf, dass im Schuljahr 2011/2012 an Bundesschulen österreichweit 5200 Lehrer zu wenig eingestellt waren - dieser Zahl entsprachen die Dauermehrdienstleistungen (in der Lehrfächerverteilung fix eingeplante Überstunden). In Wien mussten sogar 395 Lehrkräfte eingesetzt werden, die noch gar nicht fertig ausgebildet waren. Der RH wörtlich: "Schulorganisatorische Maßnahmen - insbesondere die Senkung der Klassenschülerhöchstzahl und die Neue Mittelschule - verschärften die angespannte Personalsituation."

Ein Argument, das direkt von der Lehrergewerkschaft kommt, wird vom RH ebenfalls unterstützt: Es wäre notwendig, die Lehrer von administrativen Tätigkeiten zu entlasten und dafür eigene (minder qualifizierte und geringer bezahlte) Vertragsbedienstete einzusetzen. Mindestens 2500 solcher Verwaltungskräfte wären einzusetzen, die errechneten Einsparungen liegen bei 13 Millionen Euro.

Gewerkschaft optimistisch

Die Gewerkschaft wollte am Dienstag wenig zu den laufenden Verhandlungen sagen. Nur so viel lässt der Chefverhandler, Pflichtschullehrer-Gewerkschafter Paul Kimberger, durchblicken: "Es geht einmal in die richtige Richtung", sagt er zum Standard. Der zuletzt nur noch von Bildungsministerin Claudia Schmied und Beamtenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (beide SPÖ) vertretene eigentliche Regierungsvorschlag sieht eine einheitliche Gehaltstabelle und 24 statt derzeit 20 Wochenstunden Unterrichtsverpflichtung vor. Klassenvorstände und Mentoren sollen sich eine Stunde ersparen, eine Beratungsstunde würde ebenfalls eingerechnet. Der Rechnungshofbericht zeigt, dass es schon jetzt gewaltige Unterschiede gibt, was eine Stunde Unterrichtsverpflichtung eigentlich ist. Berechnet werden nämlich sogenannte "Werteinheiten" - aufwändigere Unterrichtsfächer sind höher, weniger aufwändige niedriger bewertet. Das führt laut Rechnungshof dazu, dass die tatsächliche wöchentliche Unterrichtszeit eines vollzeitbeschäftigten Bundeslehrers zwischen 17,14 (etwa im Gegenstand Deutsch) und 26,67 (etwa im Gegenstand Hauswirtschaft) Unterrichtsstunden à 50 Minuten liegen kann. Weitere Beobachtungen der Prüfer:

  • Überalterung 15.484 der 36.528 Bundeslehrer werden nach aktueller Prognose bis 2016 in Pension gehen - das weist zwar einerseits auf eine Überalterung des Lehrpersonals hin, zeigt aber andererseits, dass der anstehende Personalaustausch eine gute Gelegenheit für das neue Dienstrecht bilden kann.
  • Mangelfächer Der höchste Bedarf an Junglehrern ergibt sich für die Unterrichtsgegenstände Englisch, Deutsch, Mathematik, Bewegung und Sport sowie Informatik. Durch die Neue Mittelschule steigt dieser Bedarf noch.
  • Ganztagsbetreuung Der Ausbau der schulischen Tagesbetreuung erforderte seit dem Schuljahr 2008/2009 zusätzlich 4610 Werteinheiten (entspricht 230 Lehrern). Durch den Einsatz von Lehramtsstudierenden in der Tagesbetreuung könnten diese Erfahrungen sammeln - und billiger wäre es auch. (Peter Mayr und Conrad Seidl, DER STANDARD, 11.7.2013)