Alzheimer ist die sechsthäufigste Todesursache in den Vereinigten Staaten. Derzeit leben über fünf Millionen Amerikaner mit der Krankheit. Bis zum Jahr 2050 könnte die Zahl der erkrankten Menschen auf 13,8 Millionen steigen. Andere Schätzungen deuten gar darauf hin, dass sich die Zahl auf bis zu 16 Millionen belaufen könnte. Zudem ist Alzheimer die einzige der am häufigsten auftretenden Todesursachen, die weder verhindert noch geheilt werden kann und bei der sich das Fortschreiten der Krankheit nicht verlangsamen lässt. 

Julie Robillard und ihre Kollegen vom National Core for Neuroethics der University of British Columbia in Vancouver haben 16 kostenlos zugängliche Alzheimer-Onlinetests geprüft und die Ergebnisse im Zuge der Alzheimer's Association International Conference 2013 in Boston präsentiert. Die meisten Tests erzielten bei der Bewertung ihrer allgemeinen wissenschaftlichen Stichhaltigkeit, Zuverlässigkeit sowie ethischer Faktoren schlechte Ergebnisse.

Selbstdiagnosen im Onlinebereich immer populärer

"Bis zu 80 Prozent aller Internetnutzer, darunter auch immer mehr Erwachsene im fortgeschrittenen Alter, suchen online nach Gesundheitsinformationen und Diagnosen", weiß Robillard. Insbesondere Selbstdiagnosen würden im Onlinebereich immer populärer, und kostenlos zugängliche Ratespiele, die als "Alzheimer-Tests" bezeichnet werden, gebe es im Internet zuhauf. 

Ein Gutachterausschuss, dem Geriater, Spezialisten auf dem Gebiet der Mensch-Computer-Interaktion sowie Neuropsychologen und Neuroethiker angehörten, unterzog die Tests einer eingehenden Prüfung, bei der die wissenschaftliche Stichhaltigkeit und Zuverlässigkeit der Bewertungsverfahren, die Merkmale der Mensch-Computer-Interaktion sowie ethische Faktoren im Vordergrund standen. Die Bewertungen erfolgten auf einer Skala von 1 (sehr schlecht) bis 10 (exzellent). Der Großteil der Tests (12 von 16) schnitt im Hinblick auf die allgemeine wissenschaftliche Stichhaltigkeit und Zuverlässigkeit "schlecht" oder "sehr schlecht" ab. 

"Für die Alzheimer-Diagnose unnütz"

Robillard zufolge seien die Tests "für die Alzheimer-Diagnose unnütz" und weisen folgende ethische Probleme auf: übermäßig strenge oder fehlende Richtlinien zur Wahrung der Vertraulichkeit und Privatsphäre, fehlende Angaben bezüglich kommerzieller Interessenkonflikte, Nichterreichen des erklärten Testumfangs sowie das Versäumen, die Testergebnisse angemessen und moralisch einwandfrei zu formulieren.

Die Eignung der Mensch-Computer-Schnittstelle für Erwachsene im fortgeschrittenen Alter wurde bei der Mehrzahl der Tests (10 von 16) dagegen mit "ausreichend" bewertet. Den Forschern zufolge deutet dies darauf hin, dass die visuellen Aspekte der Tests und die erforderlichen motorischen Aufgaben für ältere Nutzer geeignet sind.

Robillards Fazit: "Kostenlos zugängliche Diagnosetests, denen es an wissenschaftlicher Stichhaltigkeit mangelt und die Richtlinien in Bezug auf Einwilligungen, Interessenkonflikte und sonstige ethische Angelegenheiten nur unzureichend erfüllen, können schutzbedürftigen Bevölkerungsgruppen potenziell schaden und ihre Gesundheit negativ beeinflussen." (red, derStandard.at, 16.7.2013)