Heimkehrer-Drama: Szene aus "Draußen vor der Tür" in Bleiburg. 

Foto: Arthur Ottowitz

Bleiburg - Die Kulturinitiative Bleiburg schafft Kunst in ihrer ursprünglichsten Form. Menschen lassen sich neben ihrem Brotberuf ausbilden, um ihrer Berufung, dem Schauspiel, zu folgen. Das Mastermind der Schauspieltruppe ist Michael Stöckl, der sich heuer mit Wolfgang Borcherts Draußen vor der Tür für die Bleiburger Theatertage ein Stück ausgesucht hat, das ihn seit Jahren beschäftigt.

Bespielt wird eine Halle des alten Sorgendorfer Sudhauses. Der alte in Schönbrunn-Gelb getunkte Gebäudekomplex trotzt seit der Schließung der Brauerei in den 1990er-Jahren dem Verfall und bietet eine unnachahmliche Ausgangsatmosphäre für die Inszenierung.

Borcherts Protagonist Beckmann kehrt nach Jahren im Krieg heim. Er ist innerlich zerstört, blickt hinter die Fassaden der Verdränger und sucht nach den in ihre warmen Nester zurückgekrochenen Verantwortlichen für die Massaker des Krieges. Unbelehrbar würden sie jederzeit wieder Menschen sterben lassen.

Regisseur Stöckl gelingt es, das durch und durch düstere Stück auf eine Ebene zu heben, in der der überragende Tod (Hermann Enzi), ein amüsantes Alter Ego (Klaus Tschaitschmann) und eine köstlich agierende Kabarettdirektorin (Mateja Kerbitz) bei den Zusehern ein Lachen provozieren, das im nächsten Moment in Bestürzung kippt. Reinhard Wulz zeigt als Beckmann, dass Schauspieler von Weltformat nicht immer die renommiertesten Bühnen Österreichs bespielen.

Wolfgang Borchert starb 1947 erst 26-jährig einen Tag vor der Uraufführung des Dramas Draußen vor der Tür. Das Stück demaskiert bis heute, dass Macht die Verhältnisse diktiert und Menschen geneigt sind zu gehorchen. Angesichts der aktuellen Entwicklungen im österreichischen Asylwesen wird Draußen vor der Tür zu ernüchternder Gegenwartsliteratur.

Heute eröffnet der Schriftsteller Peter Turrini die Bleiburger Theatertage. Der Autor, der sich massiv gegen die Abschiebung von Asylwerbern einsetzt, hat angekündigt, dies auch mit der von ihm heute dargebrachten Literatur zu tun.    (Sabina Zwitter, DER STANDARD, 2.8.2013)