"Being doored": Blecharrangements wie dieses lösen bei manchem Radfahrer Unbehagen aus.

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Die "Wiener Vorzeigestellen", sagt Alec Hager, seien ja bekannt: Am Ring-Radweg offenbare sich, warum Radler und Fußgänger "wickeln". Und am Getreidemarkt zeige sich schön, wie planerische Halblösungen Auto und Rad zu Feinden machen.

Doch, so der Sprecher der Radlobby Österreich, es gäbe noch ein bekanntes, bis dato aber nicht quantifiziertes Problem: "Über zehn Prozent der Radunfälle werden durch Autotüren verursacht."

Klassiker unter Fahrradboten

Das Faktum ist alt, die Zahl neu: Von einer sich öffnenden Autotür getroffen (häufiger: eingefangen) zu werden war schon ein Klassiker, als ich noch Fahrradbote war. Bei der Boten-WM 1994 in London verrieten US-Bikemessenger ihren Szene-Terminus dafür: "I've been doored."

"Being doored" ist höchstens auf Youtube lustig. Sonst ist es potenziell tödlich – besonders, wenn man der sich öffenenden Tür so ausweicht, wie man es beim Motorradführerscheinkurs lernt. Ein Klassenkollege, Edi K., kam Anfang der 1990er-Jahre so um: Er wich intuitiv, schnell und lehrbuchmäßig aus. Der Autofahrer hinter ihm nicht.

Schildbürgerstreich

Wo Radler heute gern "ge-doored" werden, lässt sich vorhersagen. Viele Wiener "Mehrzweckstreifen" sind nämlich schmäler, als die "Forschungsgesellschaft Schiene, Straße, Verkehr" rät (1,70 Meter): Parkt ein Pkw nicht knapp beim Randstein, entspricht die Streifenbreite oft exakt dem Türradius.

Ein Schildbürgerstreich: Parkraum ist heilig – und die Fahrbahn zu schmal. "Kein Radstreifen wäre dann besser", seufzt Radlobby-Vorsitzender Andrzej Felczak. Doch er klagt ins Leere: Solange auch zu schmale Mehrzweckstreifen zum politischen Radwegkilometerprotzen taugen, werden Radler weiterhin offene Türen einrennen. Oder eben -fahren. (Thomas Rottenberg, DER STANDARD, 2.8.2013)