Bei dieser Affenhitze scheint es angebracht, Außenaktivitäten aufs Allernotwendigste zu reduzieren und ganz bei sich zu bleiben. Und das Herumkramen in den Innereien des eigenen Lebens innerhalb seiner eigenen vier, zum Glück kühlen Altbauwände fördert Interessantes zutage. Beim Nachlesen alter Aufzeichnungen wird augenscheinlich, dass Scheidungskinder schon sehr komische Gedanken haben. Die ernüchternde Spontan-Nachlese bringt einen inneren Konflikt beim Bettenmachen ans Licht.

Ja genau, richtig gelesen: Betten machen. Die Decken in Rollen aufgebettet (sowie es die Stubenmädchen im Hotel des Vaters immer gemacht haben) oder einfach in die Hälften zusammengeklappt (wie es die Mutter noch immer macht)? Zugegeben, es gab auch in meinem Leben zu jedem Zeitpunkt dringlichere Fragestellungen als die nach der Art des Bettenmachens, aber schon alleine der aufgeschriebene Gedanke, dass jemand, wenn er es auf eine Art macht, es als eine Art Verrat am anderen empfindet, ist bemerkenswert (und komisch). Klassischer Loyalitätskonflikt, werden Experten jetzt gelangweilt einwerfen. Stimmt. So ein Loyalitätskonflikt zieht sich schön unauffällig mit durchs Leben und entlädt sich immer wieder, in kleineren oder größeren Zerreißproben. Das lässt mich an eine Anfrage einer Kollegin vor ein paar Jahren denken, die mich bat über meinen österreichischen Lieblingssee zu schreiben. Da konnte ich mich auch nicht entscheiden. Attersee oder Wolfgangsee? Beide in ihrer Eigenart ganz großartige Gewässer, besonders an Sommertagen wie diesen.

Sie haben Recht, an einem die Mama, am anderen der Papa. Gleich zwei Salzkammergut-Seen zur Auswahl zu haben, ist bei so einer Affenhitze auch kein Nachteil, werden manche einwenden. Stimmt auch. Das ist dann sozusagen die Kehrseite von der Kehrseite der Medaille. Ich hatte letztenendes - ganz Scheidungskind-diplomatisch - "beide lieber", wie ich damals schrieb. Eine Art Mama-Papa-Proporz. Nur niemanden zu kurz kommen lassen. Aber weil es von der Affenhitze bis zum Affentheater nie sehr weit war, fahre ich jetzt gern ins Weinviertel. Da gibt es keinen See, nur eine Gartendusche. Und das Bettenmachen erübrigt sich auch, zum Schlafen reicht derzeit ein einfaches Leintuch. (Mia Eidlhuber, derStandard.at, 4.8.2013)