Berlin -Nach der Stagna tion im Winter ist der deutschen Wirtschaft im zweiten Quartal ein starkes Comeback gelungen. Konsumfreudige Verbraucher sowie steigende Investitionen und Exporte ließen das Bruttoinlandsprodukt von April bis Juni 2013 um 0,7 Prozent wachsen. Das ist das größte Plus seit über einem Jahr, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.

Ökonomen hatten nur mit 0,6 Prozent gerechnet, nachdem die Wirtschaft im ersten Quartal nur haarscharf an einer Rezession vorbeigeschrammte: Nach revidierten Angaben stagnierte sie, nachdem bisher von einem Mini-Plus von 0,1 Prozent ausgegangen worden war. Ende 2012 war die Wirtschaftsleistung noch um 0,5 (bisher: minus 0,7) Prozent eingebrochen. Bei zwei Minus-Quartalen in Folge wird von einer Rezession gesprochen.

"Zahlen ungewöhnlich stark"

"Die Konjunktur steht wieder auf festerem Grund", sagte der Chefvolkswirt des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Alexander Schumann. "Die Zahlen sind ungewöhnlich stark", ergänzte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Zum Aufschwung trug die gute Kauflaune der Verbraucher bei: Sie erhöhten angesichts steigender Löhne und Beschäftigung ihre Konsumausgaben. Auch der Staat gab mehr aus. "Außerdem zogen die Investitionen deutlich an, was nicht zuletzt an witterungsbedingten Nachholeffekten nach dem ungewöhnlich langen und kalten Winter liegen dürfte", erklärten die Statistiker. Dieser hatte vor allem den Bau behindert. Auch vom Außenhandel kamen Impulse, da die Exporte stärker zulegten als die Importe.

Mit dem robusten Wachstum ihrer größten Volkswirtschaft zeichnet sich ein Ende der längsten Rezession in der Geschichte der Eurozone ab - zumal mit Frankreich auch die Nummer zwei des Währungsraums im Frühjahr ein überraschend starkes Plus von 0,5 Prozent schaffte. In Italien (-0,2 Prozent) und Spanien (-0,1 Prozent) schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt nur noch leicht. "Die Eurozone wird aus der Rezession gehievt", sagte DekaBank-Ökonom Andreas Scheuerle. "Daran hat Deutschland den Löwenanteil." Eurostat veröffentlicht noch am Vormittag eine erste Schätzung für die Eurozone. Ökonomen rechnen mit einem Plus von 0,2 Prozent - es wäre das erste nach zuvor sechs Minus-Quartalen in Folge.

Konjunktur in großen Schwellenländern kühlt ab

In der zweiten Jahreshälfte dürfte die exportabhängige deutsche Wirtschaft allerdings wieder einen Gang zurückschalten, erwarten sowohl Bundesbank als auch die Berliner Regierung. Grund dafür ist die schwächere Konjunktur in großen Schwellenländern wie China, während aus dem krisengeplagten Europa kaum Impulse erwartet werden. Konzerne wie der Sportartikel-Hersteller Adidas hatten deshalb zuletzt ihre Geschäftsprognosen gesenkt.

Commerzbank und DekaBank erwarten ein Plus von etwa 0,3 Prozent in der zweiten Jahreshälfte. "Deutschland wird sich weiter besser schlagen als der Rest der Eurozone", so Commerzbank-Chefvolkswirt Krämer. Wegen des schwachen Jahresauftakts dürfte es im Gesamtjahr 2013 aber nur zu einem Plus von 0,5 Prozent reichen, erwartet die Bundesregierung bisher. (APA/Reuters, 14.3.2013)