Das Kind spielt, obwohl es schon groß ist. Es spielt das "Was wäre, wenn?"-Spiel. Es spielt dieses Spiel nicht besonders oft, aber immer einmal wieder. Das "Was wäre, wenn?"-Spiel geht so: Das Kind stellt sich die Frage "Was wäre, wenn meine Eltern noch zusammen wären?" und versucht sich darauf selbst mögliche Antworten zu geben. Es ist kein einfaches Spiel - und manchmal helfe ich und spiele mit. Neulich zum Beispiel fragt das Kind: "Wie würden meine Ferien verlaufen sein, wenn ihr noch zusammen wäret? Hm. Wir überlegen. Mal schauen. Also das Modell, dass ein Elternteil den Juli und ein zweiter den August übernimmt, das würde schon einmal nicht funktionieren.

Denn wer nicht geschieden ist, fährt in aller Regel noch ganz gerne gemeinsam in den Urlaub, und den müssen Eltern dann zur selben Zeit konsumieren, wenn sie nicht getrennt voneinander zweimal zwei Wochen mit den Kindern und ohne Partner verbringen wollen. Also, fassen wir zusammen: Zwei Wochen gemeinsamer Urlaub am Meer, dann zu allen Großelternteilen, vielleicht noch den einen oder anderen Ferienkurs. Das wäre es dann auch schon gewesen.

So aber war alles anders (und ist der Ferienalltag für viele Patchwork-Kinder). Nicht Salzkammergut oder Kärnten, sondern beides: Attersee und Wörthersee, Paris und Barcelona. Kroatien und Korsika. Eigentlich gar nicht schlecht, sagt das "Was wäre, wenn?"-Kind ausnahmsweise höchst zufrieden mit sich und seiner Patchwork-Welt, mit sich und seiner Patchwork-Ferien-Bilanz. "Tja, kein Nachteil ohne Vorteil", sage ich. Das hat Potenzial. Sagen wir. (Mia Eidlhuber, derStandard.at, 1.9.2013)