Zugang zu kostenlosen Abtreibungsmöglichkeiten, fordert diese junge Frau im Spot der Kampagne "I love my Vagina".

An das Jugendmagazin "Bravo" müssen einige TwitterrantInnen denken, wenn sie das Magazin "Eva" sehen. Dabei erinnert das auf fühlbarem Umweltpapier gedruckte Heft der Grünen, mit dem sie Jungwähler und vor allem Jungwählerinnen ansprechen wollen, doch eher an Hefte wie "Mädchen", "Chica" und "Bravo Girl".

Wie auch in diesen Heften sind in "Eva" Mode, Kosmetik, Sex, Flirttipps und Top-Ten-Listen zu finden. In viel größerem Umfang geht es jedoch um grüne Themen wie Tierschutz, Online-Aktivismus oder Datenschutz. Alles zusammen ergibt ein Paket, das durchaus eine feministische Mädchenkultur widerspiegelt: Es gibt mehr als das romantisierte heterosexuelle Pärchen, erfahren die jungen Menschen beim Kondomtest im Heft - zum Beispiel offene Beziehungen oder Lesben, die den Gummi für Sexspielzeug brauchen. Und anstatt Mädchen vorzubeten, selbstbewusst und politisch korrekt ist nur die, die dem Nagellack oder der Mode abschwört, weil sie nur so "sie selbst" sein kann, wird der Spaß an diesen Dingen hervorgehoben. Dass sich Schminke, modische Selbstinszenierung und Kritik an herrschenden Schönheitsidealen nicht widersprechen, haben immerhin schon gestandene feministische Zeitschriften wie das deutsche "Missy Magazine" vorgemacht.

Kostenlose Abtreibungen gefordert

Die Jungen Grünen legen mit der Kampagne "I love my Vagina" noch nach. Darin sprechen junge Frauen über die bestimmt wichtige, aber doch schon sehr abgenutzte und oft inhaltsleere Forderung nach einem "selbstbestimmten Leben". Doch in dem Spot "I love my Vagina" reden die Mädchen dann sehr wohl Tacheles: "Sex soll uns Spaß, aber keine Kinder machen", "kostenlose Verhütung" und "kostenlose Abtreibungsmöglichkeiten" fordern sie in dem Spot. So selbstverständlich haben wir das in Österreich noch nicht oft gehört. Die SPÖ heftet sich die Durchsetzung von reproduktiven Rechten zwar gern auf ihre Fahnen, redet allerdings über etwaige weitere nötige Entwicklungen nicht gern. Schon gar nicht in Wahlkampfzeiten.

Am liebsten Gleichstellung

Aus dem Fenster lehnen sich auch die Grünen Andersrum. Über gleiche Rechte für Lesben und Schwule spricht man ja schnell. Der TV-Spot der Grünen Andersrum geht aber doch um einiges weiter und zeigt sie auch beim Sex, um so den Slogan "Unsere Lieblingsstellung: Die Gleichstellung" unterzubringen.

Feministische Mädchenkultur und gleichgeschlechtlicher Sex in TV-Spots sind offenbar auch in Wahlkampfzeiten möglich. Und das ist erfrischend mutig. (beaha, dieStandard.at, 4.9.2013)