Er wundert sich, weshalb sich immer alle so aufregen. Bei der Einschränkung des EU-Haftbefehls ginge es ja nur darum, kroatische Staatsbürger, denen Vergehen im Krieg zur Last gelegt werden, zu schützen, wies der kroatische Premier Zoran Milanovic den Vorwurf zurück, er wolle den Ex-Geheimdienstler Josip Perkovic vor der Auslieferung nach Deutschland bewahren. Es sei seine Pflicht als Staatsmann, darauf hinzuweisen, meinte er. "Und wenn das ausreicht, um die Ohren und Köpfe in Kroatien zu erreichen, habe ich meine Arbeit getan", sagte er patzig.

Wenn Zoki - wie er genannt wird - das Wort ergreift, schütteln viele Kroaten den Kopf, weil sie seine Art zu reden nicht verstehen. Er ist sicher kein Populist. Er will nicht gefallen. Konsens ist ihm kein Anliegen. Seine Regierung musste bereits einige Gesetze rückgängig machen, weil das Verfassungsgericht sie kippte. Nun bekam sie auch von der EU-Kommission einen Schuss vor den Bug.

Der Premier, der gerade trotz verantwortungslos agierender anderer Kräfte Minderheitenrechte für die serbischen Mitbürger umsetzt, zeigt politischen Mut. In Brüssel hat er sich gleichzeitig wegen der "Lex Perkovic" einen schlechten Ruf eingehandelt. "Wir müssen lernen, dass wir Mitglied der EU sind", sagte er kürzlich und versprach, den EU-Haftbefehl umzusetzen. Dann fügte er hinzu: "Wir können nicht Fronbauern nach außen und zu Hause Räuber sein." Und das hat wahrscheinlich wieder keiner verstanden. (Adelheid Wölfl, DER STANDARD, 5.9.2013)