Wien - Frankreich um 1920: Eine Kartenrunde Wohlhabender vom Lande will das in einem Sparschwein beim Spiel gesammelte Geld auf den Kopf hauen. Zu diesem Zweck reist die Gruppe nach Paris - ein reicher Bauer (am stärksten überzeichnet mit Schweinsnase und grunzender Aussprache), ein Apotheker, ein Notar, ein Aktienbesitzer, seine Schwester und seine Tochter. Statt einer Vergnügungstour kommt es jedoch zu unglücklichen Verwicklungen, die die Provinzler kurzzeitig zu obdachlosen Gefängnisausbrechern machen.

Bis 15. September zeigt das Wiener Kindertheater unter der künstlerischen Leitung von Sylvia Rotter im Konzertsaal der Wiener Sängerknaben, genannt MuTh (Musik und Theater), die Komödie Das Sparschwein des französischen Dichters Eugène Labiche.

In farbenfrohen Kostümen beweist ein Sextett junger Schauspieler in den Hauptrollen sein Können, das von perfekter Theatersprache bis hin zu minutiös einstudierter Gestik reicht. In Zwischenspielen der insgesamt eineinhalbstündigen Aufführung treten Harlekine und eine Akkordeonistin auf. Die Bühne wird von goldenen Stühlen, kleinteiligen Requisiten und einem großen Rahmen dominiert, der ein zu jedem Schauplatz gehöriges historisches Foto zeigt.

So großartig Das Sparschwein gespielt ist, so sehr fehlt es an frischen und mutigen Ideen. Die Kindertheaterfassung des 1864 uraufgeführten Werks erscheint wenig kindgerecht, da sie kaum Übersetzungen in die Gegenwart aufweist. Von der Ausstattung über die Sprache bis zum Spott über die Bourgeoisie bleibt das Werk in der Vergangenheit haften. Dialoglastig und großteils statisch fehlt der Inszenierung jegliche Botschaft - Anflüge von Tanz, Pantomime und Gesang lockern das Geschehen ein wenig auf.

Bei der Premiere am Donnerstag - Familienmitglieder und Freunde der Schauspieler busselten sich im Vorfeld - wurde gejubelt. Angesichts der tollen Darbietung: zu Recht. Ob aber das Stück darüber hinaus beim jungen Publikum angekommen ist, bleibt fraglich. Kindertheater ist nicht immer deckungsgleich mit Theater für Kinder. (Sabina Zeithammer, DER STANDARD, 10.9.2013)