Das Campus bei der neuen WU im Prater.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Schaut eh gut aus, beim Essen aber muss noch nachgeschärft werden.

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Heißer Tipp, falls jemand es noch nicht wissen sollte: Die neue WU will man gesehen haben - besser heute als morgen. Wobei: Der neue Ort in der Krieau ist so schön geworden, dass es einen da eh immer wieder hinziehen wird, auch ohne WU-Ambition. So frisch aus dem Gerüst geschlüpft wie derzeit strahlt das tolle Ding halt besonders auratisch. Es kommt hierzulande nicht oft vor, dass fast eine halbe Milliarde Steuergeld so schön investiert wird. Angeblich sollen die Uni-Einrichtungen auch sehr toll sein.

Airportlounge der Businessclass

Im Vergleich haben es die Wirtshäuser des neuen Grätzels natürlich schwer, nicht allzu beliebig zu wirken - obwohl auch hier ordentliche Lösungen gefunden wurden, zumindest beim Design. Die Mannschaft des erprobten Innenstadt-Kariben Comida eröffnet nach einiger Probekocherei diese Woche Comida y Luz, ganz schön luftig und ziemlich businessmäßig durchgeledert im sechsten Stock des Baus der Nomad-Architekten aus Madrid.

Offenbar darf sich der Managernachwuchs da atmosphärisch auf die Airportlounges der Businessclass einstimmen. Im Erdgeschoß gibt's ein Café mit eigener Küche, hier ist Sichtbeton das Thema, eine große Terrasse gibt es auch. Beim Essen hält man sich an Klassiker aus dem Comida, von den legendären Chicken Wings über schwarze Bohnensuppe bis zu karibischem Hendl ist alles da.

Vis-à-vis des bestechend schönen Audimax-Baus von BUS-Architektur befindet sich das Campus, ein Projekt der Mödlinger Caterer Lux & Lauris von Christoph Bauer und dem Marketingmann Philipp Kucher - im Erdgeschoß, dafür aber extrem zentral gelegen. Wirkt wie ein postindustrielles Loft, ganz frisch herpatiniert halt, mit auf alt gemachten Stahlrohrmöbeln samt Antiklederbezug, mit rohen Holztischplatten, mit cool zusammengezimmerten Tisch-Bank-Boxen.

Speiskartenschmäh

Beim Essen wurde darauf geachtet, dass es dem Wirtschaftsnachwuchs bloß nicht an tierischem Protein mangle - sollen ja groß und stark werden, die Braven! Die derzeit unvermeidliche Speckunterlage "Flammkuchen" gibt es in diversen Variationen, wegen zu knapper Backzeit wird aber stets der teigige Hauptbestandteil betont. Mehr Achtsamkeit würde man sich auch bei den reichlich darüber verteilten Zwiebeln wünschen: Ihr metallisch oxidierter Schweißgeschmack macht deutlich, dass zwischen Aufschneiden und Verkochen viele Stunden vergangen sein müssen.

Burger sehen gut aus, sind auch mit Sorgfalt (Zwiebelmarmelade, Fleischparadeiser etc.) gefüllt - dass das Hackfleisch offenbar prinzipiell und ungefragt grau gebraten zu Tisch kommen muss, mindert die Freude aber deutlich. Spareribs werden gedämpft (?), mit brauner Barbecue-Sauce zugekleistert und nur ganz kurz unter den Salamander geschoben. Mit der Sauce kommt zwar aggressives Kaminaroma drauf, als Ersatz für ordentliches Grillen aber dürften das selbst turbokapitalistische Studiosi kaum gutheißen wollen.

Eher nicht so gelungen sind auch die infantilen Speiskartenschmähs. Wenn die Ribs etwa als "Spar Ripperln - nicht vom Spar, aber trotzdem der Hammer" oder Ravioli als "Gefüllte Teig Dinger" angepriesen werden, dann schläft einem im Zweifel eher das Gesicht ein, als dass der Appetit geweckt würde. (Severin Corti, Rondo, DER STANDARD, 13.9.2013)