Die Bodenhaftung ist der SPÖ in Oberösterreich verlorengegangen: so die Analyse nach dem Desaster (minus 13 Prozent) bei den Landtagswahlen 2009. Darauf wurde der Reformprozess "morgen.rot" ins Leben gerufen. Sieht man sich heute die Performance der SPÖ an, steht fest: alles beim Alten. Denn was sich diese Woche rund um die Person ihres Linzer Ex-Stadtrats Johann Mayr abgespielt hat, zeugt nach wie vor von Abgehobenheit.

Der in der Linzer Swap-Affäre angeklagte und daraufhin zurückgetretene Mayr beabsichtigte ungeniert seine Rückkehr als Direktor in die Gebietskrankenkasse. Der Aufschrei der Basis blieb nicht aus, SPÖ-Landeschef Josef Ackerl und Bürgermeister Franz Dobusch hatten mit dieser Reaktion nicht gerechnet und sprechen von einem Einschätzungsfehler. Derartige Entschuldigungen strotzen nicht nur vor mangelnder Sensibilität, sondern auch vor Hochmut. Wähler lassen sich so nicht gewinnen.

Das hat auch die Bundespartei bemerkt und vor der Nationalratswahl in Oberösterreich die Notbremse gezogen. Mayr wurde in Urlaub geschickt. Das Problem innerhalb der SPÖ ist damit nicht gelöst. Um doch noch einen Neustart in Oberösterreich hinzulegen, müssen auch die Altvorderen gehen. Zumindest das ist absehbar. Ackerl will aus Altersgründen heuer abtreten, und Dobusch, längstdienender Bürgermeister von Linz, möchte auch aufhören. Vielleicht geht dann nach dem "morgen.rot" die Sonne auf. (Kerstin Scheller, DER STANDARD, 21.9.2013)