Didaktisches: Martin Schicks "Halfbreadtechnique (postcapitalism for beginners)".

Foto: tqw / Martin schick

 Wien - Anfang Oktober zeigt das Tanzquartier Wien (TQW) ein Gruppenstück der israelischen Batsheva Dance Company in der großen Museumsquartier-Halle E. Begonnen hat die neue TQW-Saison allerdings bereits in dieser Woche mit drei kleineren Beiträgen: Der Performance Halfbreadtechnique (postcapitalism for beginners) des Schweizers Martin Schick, dem Solo Lives des Iraners Ali Moini und einem Vortrag der türkischen Kuratorin Gurur Ertem und dem durch seinen Protest als Standing Man in Istanbul bekannten Tänzer Erdem Gündüz.

Damit setzt das TQW seine Auseinandersetzung mit den Verhältnissen zwischen Kunst und Politik fort. Gegen den Auftritt der Batshevas gibt es ein Protestschreiben der Organisation Frauen in Schwarz: Die Company halte an ihrer Rolle als "Botschafter der israelischen Kultur" fest und beziehe nicht Stellung gegen die "Verletzungen der Rechte der Palästinenser".

Auf die Verletzungen der Bürgerrechte in der Türkei durch die islamisch-konservative Regierung Erdogan wiesen Ertem und Gündüz hin. In ihrer detaillierten Lecture dokumentierten sie auch, wie einfallsreich sich Künstlerinnen und Künstler an den wegen des aggressiven Verhaltens der Ordnungshüter gefährlichen Protestaktionen beteiligen.

Einen Konfliktherd, der das Wiener Publikum direkt angeht, berührt Martin Schick mit Halfbreadtechnique. In dem Stück ironisiert er die Passivität der Bevölkerung in Wohlstandsstaaten wie Österreich oder der Schweiz gegenüber dem neoliberalen Plündersystem. Schick teilt gleichermaßen die Bühne, das Publikum - und die Meinungen über seine so rudimentäre wie didaktische Performance.

Ali Moini dagegen verweigert jeden Bezug auf das Unterdrückungsregime in Iran. Sein Stück ist eine philosophische Vermessung der Existenz. Deren Perspektive erscheint als dringliche Maßnahme wider die Tendenz zum Tunnelblick.  (Helmut Ploebst, DER STANDARD, 28./29.9.2013)