Im Zeichen der goldenen Kuh werden im El Gaucho massive Steaks (Bild unten: 600 Gramm, trocken gereift) gegrillt.

Foto: Gerhard Wasserbauer/www.wasserbauer.cc

El Gaucho im Stilwerk, Praterstraße 1, 1020 Wien
Tel.: 01/212 12 10, Küche Mo-Sa. 11.30-24 Uhr
VS EURO 5-13 HS EURO 14-45 zzgl. Beilagen

Foto: Gerhard Wasserbauer/www.wasserbauer.cc

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Foto: Irina Gavrich

Rindfleisch war in Österreich vor allem zum Auskochen da, um flüssiges Umfeld für jene Frittaten, Schöberl und sonstigen Mehlspeisen zu generieren, die nicht zufällig als Hauptattraktion unserer Küche gelten dürfen. Was danach als kraftlos grauer Lappen übrigblieb, reicht als Trägermaterial für Apfelkren und Schnittlauchsauce, aber gleichwohl für einen vorderen Platz an der Tafelspitze jener Nationalspeisen, für die wir hierzulande weltberühmt sind.

Seit ein paar Jahren aber macht sich die böse Globalisierung auch auf diesem Randgebiet der Auseinandersetzung bemerkbar: Allerorten schießen Lokale aus dem Boden, die sich mit mehr oder weniger Kompetenz dem Grillen von Steak oder Burger widmen. Seit vergangener Woche auch im Eingangsbereich der Möbel-Mall Stilwerk am Beginn der Praterstraße.

Familienimperium

Das El Gaucho gehört zum Imperium von Familie Großauer, die in Graz mit mehreren Restaurants, den zwei größten Biergärten und dem spektakulär gelegenen Schlossberg-Restaurant samt Sky-Bar eine richtig große Nummer ist. Der Standort in Wien, wo zuvor ein Neni-Ableger untergebracht war, gilt als schwierig: wenig Tageslicht, wenig Laufkundschaft, ein Umfeld, das vom Duft praller Brieftaschen geprägt ist – und kaum ein straßenseitiger Hinweis auf das Restaurant.

Dafür ist die nach Baden und Graz nunmehr dritte Gaucho-Filiale des Landes vom Start weg beachtlich gut besucht – trotz sehr erwachsener Preise. 300 Gramm vom argentinischen Bio-Rind sind ab 23 Euro zu haben, wer zwei Beilagen samt Salsa dazu ordert oder sich gar verführen lässt, sein Steak mittels gebratener Gänseleber (siehe Bild), knuspriger Softshell-Crab oder auch Trüffel zu "pimpen", kratzt schnell an der 40-Euro-Schallmauer. Noch teurer, noch besser sind die trocken gereiften Großsteaks vom heimischen Rind. Die Garpunkte hat die Küche dafür gut im Griff.

Präsentation im Plexi-Sarg

Schon die Vorspeisen, etwa samtige, keineswegs oberslastige Topinambursuppe mit geräucherter Ente oder richtig pikante Currysuppe mit Garnelen und allerhand knackigem Blattgemüse, machen Freude. Die Steaks werden mit sicherer Hand an den gewünschten Garpunkt gegrillt – dass die verschiedenen Cuts vorab in einer Art Plexi-Sarg mit LED-Beleuchtung präsentiert werden, wirkt allerdings skurril.

Richtig super ist dafür die Batterie an Pfeffermühlen mit allerhand hocharomatischen Premiumsorten, die auf Nachfrage gebracht wird – die kitzeln tatsächlich ganz eigene Nuancen aus dem Fleisch. Was allerdings daneben geht, ist der mit 14 Euro nicht eben verhalten kalkulierte Burger. An den Toppings – schmelzig fetter Blaukäse, Speck – liegt es nicht, auch nicht am Brioche-Bun, bloß das "Steak Tartare" erweist sich als gummig-fleischkäsige Masse von mehr als fragwürdiger Konsistenz.

Freude macht dafür die Weinberatung durch Sommelier Stefan Weber (Ex-Le Loft, Amarantis) – auch, weil er durchaus schwierige Flaschen wie Castillo Ygay 1989 auch glasweise parat hat – um wohlfeile 6,50 Euro das Glas. (Severin Corti, Rondo, DER STANDARD, 4.10.2013)