Bregenz - In Moritz Rinkes Stück Wir lieben und wissen nichtstreffen zwei Paare um die fünfzig gnadenlos aufeinander. Sie liefern sich auf der Bühne des Landestheaters ein Sprechduell, das im Abfeuern einer Schusswaffe seinen Höhepunkt findet. Schauplatz ist die Wohnung von Sebastian (Dirk Diekmann) und Hanna (Maria von Bismarck). Er ein erfolgloser Autor, sie erfolgreich darin, Bankern die Zen-Atmung zu lehren. Sie wollen für ein paar Wochen die Wohnung mit der Tierphysiotherapeutin Magdalena (Claudia-S. Jelinek) und dem Raumfahrtingenieur Roman (Helmut Rühl) tauschen.

Roman soll von hier den Start des neuen Satelliten verfolgen. Die Verbindung ins All wird nach anfänglichen Schwierigkeiten hergestellt, in dem kleinen Kosmos der beiden Paare jedoch scheinen die Verbindungen fehlgeleitet. Die als Halbkugel inszenierte Wohnung (Bühne: Susanne Cholet) entwickelt sich zum Schauplatz unausgesprochener Sehnsüchte und Geheimnisse.

Wir lieben und wissen nichts ist ein tragikomisches Stück mit starker Symbolkraft, in dem Schuld und Verzweiflung in allen Figuren schlummert und Opfer-/Täter-Rollen im steten Wechsel stehen. Es geht der Frage nach, wie viele Opfer eine Beziehung verträgt.

Regisseur und Schauspieler Dirk Diekmann zeigt ein gutes Gespür für die Darsteller. Alle verstehen es vorzüglich, die Beklemmung ihrer Figuren ins Extreme zu steigern. Musikalisch verdichtet werden die auch bis ins Groteske gesteigerten Szenen durch die Bühnenmusik von Isabella Pincsek, deren Interpretationen an die slapstickartige Klavierbegleitung der Stummfilmzeit erinnern. Ein toller Abend. (Nicole Wehinger, DER STANDARD, 16.10.2013)