Vor zwanzig Jahren entschied sich Heinz Kammerer, sein Geld nicht mehr mit Fliesen, sondern mit Wein zu verdienen, der damals den Nimbus einer Geheimwissenschaft alter Männer verströmte. Die Flaschen besorgte man sich bei Wirt oder Winzer des Vertrauens oder in Fachgeschäften, für die man einige Hemmungen überwand, wenn man dort mit all seinem Unwissen eintrat. Kammerer eröffnete dagegen eine Art Supermarkt mit Wein, wo man, ohne sich groß bloßzustellen, nach Etikettenschönheit, Namenssympathie oder auch Kennertum auswählen konnte.
Je drei Glas Wein
Das Beste war die "Budel": Aus wechselnden Weinen, von einfachst bis Oberliga, bekam man je drei ins Glas und konnte gustieren. Wollte man es genau wissen, fragte man die Mitarbeiter Löcher in den Bauch, die allesamt Sommeliers, Winzersprösslinge, jedenfalls Wissende waren. Freundschaften entstanden, und nicht wenige wurden zu Weinfreaks "erzogen", als sie mit Bordeaux, den Edlen aus Piemont und Toskana in Berührung kamen, natürlich mit Hochwertigem aus Österreich und so ihre Horizonte erweiterten.
Professionelle Weininstitution
Es fiel in eine Zeit, als Wein trendig wurde. Heute ist der Charme der frühen Wein-&-Co-Jahre in einer professionellen Weininstitution aufgegangen, wo man Sortimente optimiert, Events anbietet und auch Geschäftsöffnungszeiten auslotet. Als Weinfan kann man dabei immer noch seinen Spaß haben. Alles Gute zum Geburtstag. (Luzia Schrampf, Rondo, DER STANDARD, 18.10.2013)