Standing Ovations für atemberaubende Verrenkungen und waghalsige Kunststücke.

Foto: S. Stöckl

Klagenfurt - Ungeduldiges Gedränge auf dem Parkplatz des Messegeländes: Die Kunde von Standing Ovations bei den bisherigen Tourneestationen in Deutschland ist auch nach Kärnten gedrungen. Schon einmal, nämlich zwischen 2006 und 2009, hatte André Heller Ausnahmeakrobaten aus Afrika auf Reisen geschickt und rund vier Millionen Menschen damit begeistert: "Augen auf und Kinnlade runter!", war damals im Standard zu lesen.

André Heller, der auch diesmal wieder mit dem afrikanisch-französischen Choreografen Georges Momboye zusammenarbeitet, wollte nicht ein Remake auf Reisen zu schicken, sondern die Show mit neuen Artisten völlig neu inszenieren. So touren die Jongleure, Musiker, Tänzer, und Verzauberer diesmal nicht mit eigenem Zelt, sondern hat eine aufwändige Bühnenshow für Theater und Veranstaltungshallen entwickelt. Herzstück der Bühnenarchitektur bilden 140 Quadratmeter LED-Wände, die ursprünglich Beyoncé für sich entwickeln hatte lassen.

Videoimpressionen aus Vergangenheit und Gegenwart des afrikanischen Kontinents eröffnen die rund zweistündige Show mit zwanzig Acts von insgesamt 77 Künstlern aus 21 afrikanischen Ländern. Afrika! Afrika! ist - auch - ein multimediales Tanztheater mit spektakulären Kostümkreationen des afrikanischen Modelabels Bull Doff. Zwischen waghalsigen Kunststücken und atemberaubenden Verrenkungen werden immer wieder moderne und traditionellen Tänze aufgeführt, etwa der zeitgenössisch interpretierte Gumboot-Dance, der den schwarzen Minenarbeitern Südafrikas in den 1880er Jahren als geheimes Verständigungsmittel diente.

Eines der vielen Highlights ist die aus Guinea stammende Schlangenfrau Helene Sano sowie das äthiopische Trio Human Balance. Die fließenden Bewegungen der Handstand-Akrobaten scheinen der Schwerkraft zu trotzen, die Künstler formieren sich zu menschlichen Skulpturen.

Ungefähr zwei Stunden dauert das Spektakel, neben Musik aus der Konserve gibt es auch Livemusik rund um Francky Moulet und der stimmgewaltigen Charlotte Disebo Hlahatse.

Schön und gut

Auch diesmal will Heller wieder das Schöne mit dem Guten verbinden: Für jedes verkaufte Ticket gehen 25 Cent an die Stiftung Sauti Kuu (Starke Stimmen), mit der Auma Obama, Schwester des US-Präsidenten, kenianischen Kindern eine Perspektive geben will. Trotzdem, so Heller, sei es letztlich eine Show - und "kein ethnologischer Kongress, kein politischer Fingerzeig-Event."

Afrika! Afrika! ist nicht nur eine Neuinszenierung, sondern die Neuerschließung einer Generation an Meisterartisten des afrikanischen Kontinents. Zum Abschluss gab's minutenlangen Applaus, Standing Ovations und tanzende Künstler im Publikum. (Laura Stromberger, DER STANDARD, 24.10.2013)