Im Bundeskanzleramt werden Lehrlinge ausgebildet.

Foto: BKA/Regine Aigner

Michael Penninger macht eine Ausbildung zum Verwaltungsassistent.

Foto: Sandra Nigischer

Rund 1.400 Lehrlinge machen derzeit eine Lehre im Bund. Auch das Bundeskanzleramt (BKA) betätigt sich als Ausbildner und bietet derzeit 13 jungen Menschen eine Lehrstelle. Michael Penninger ist einer von ihnen.

Im dritten Stock, Stiege 6 weicht die stattliche Aufmachung des BKA ganz gewöhnlichem Büroambiente. Lange Gänge mit vielen geschlossenen Türen führen zum Zimmer des 18-Jährigen, das er sich mit zwei Kolleginnen teilt. In der Personalabteilung des BKA hat Penninger vor kurzem seine Lehre als Verwaltungsassistent begonnen - eine Ausbildung, die jener des Bürokaufmanns ähnelt.

Möglichkeiten für die Zukunft

"Ich habe mich erkundigt, wo Lehrstellen ausgeschrieben sind, und bin auf Ministerien gestoßen, die ÖBB, auf eine Versicherungsanstalt und das Bundeskanzleramt. Ich hätte zwar überall eine Lehrstelle bekommen, habe mich aber fürs Bundeskanzleramt entschieden. Ich sehe hier die besten Möglichkeiten, meine Zukunft zu gestalten", sagt Penninger.

Mit Politikern hat der Neulengbacher in seiner Ausbildung wenig zu tun. Seinen Chef, den Bundeskanzler, hat er noch nicht persönlich getroffen. Dafür aber Beamtenministerin Gabriele Heinisch-Hosek bei einem Lehrlings-Kennenlerntreffen. "Es war ein eigenes Gefühl, weil sie eine bekannte Persönlichkeit ist. Sie ist ein sehr netter Mensch, wir haben uns gut unterhalten, und es war eine sehr positive Erfahrung", erinnert sich Penninger.

Für monatlich 650 Euro Lehrlingsentschädigung erledigt er vor allem Büroarbeiten im administrativen Bereich: Er organisiert Vorträge mit, nimmt Termine und Anmeldungen entgegen, lernt gerade die Personalverrechnung kennen, erledigt Buchhaltungsarbeiten, bearbeitet Antwortschreiben auf Bewerbungen oder bereitet Stellenausschreibungen vor. Auch wenn sein Job mit der Bundespolitik nichts zu tun hat, ist sie im Alltag doch spürbar: "Rund um die Wahlen war es schon spannend, weil man nicht weiß, was passiert: Müssen einzelne Sektionen nun wandern? Kommt jemand weg, jemand dazu?", sagt Penninger.

1.400 Lehrlinge im Bund

Zwei Drittel der Lehrlinge im Bund machen eine Lehre als Verwaltungs- oder Steuerassistent. Insgesamt gibt es im Bundesdienst noch 50 weitere Lehrmöglichkeiten, etwa für Zeichner, Gärtner oder auch in der Luftfahrzeug- oder Chemielabortechnik. Das Bundeskanzleramt bildet neuerdings auch Fotografen aus.

Auf dem Weg in die Lehre nahm Penninger einen dreieinhalbjährigen "Umweg" über die Handelsakademie Tulln. "Die ersten Jahre war ich mit der HAK zufrieden. Durch das ständige Lernen ohne Praxisbezug ist aber irgendwann die Motivation verschwunden, und ich wollte mich neu orientieren." Von einem Übungsfirmenprojekt der HAK, bei dem er die Rolle des Personalabteilungsleiters innehatte, erzählt er mit Begeisterung. Dass er nun tatsächlich in einer Personalabteilung gelandet ist, ist für Penninger ein Glücksfall: "Ich habe mir die Arbeit genauso vorgestellt, meine Erwartungen sind definitiv erfüllt worden. Mir wird hier nicht langweilig, und wenn man seine Arbeit gut macht, werden einem bald wichtigere Aufgaben anvertraut." Die Jahre in der HAK waren für Penninger keinesfalls umsonst: Weil sich der Niederösterreicher seine Schulzeit für die Lehrlingsausbildung anrechnen lassen konnte, befindet er sich statt im ersten schon im zweiten Lehrjahr.

Auswahlverfahren

Eine "Entscheidungskommission" wählt die Lehrlinge aus. Ausbildnerin Eva Kandelsdorfer: "Alle BewerberInnen werden zum Eignungstest eingeladen. Da hat sich gezeigt, dass zum einen von der Leistung her sehr gute und zum anderen sehr schlechte Lehrstellensuchende dabei waren." Nur zehn von rund 100 Bewerbern durften zum Bewerbungsgespräch kommen. "Beim Rest waren die Rechtschreibkenntnisse teilweise so schlecht, dass das für den Beruf des Verwaltungsassistenten einfach nicht gepasst hat", sagt Kandelsdorfer, die von den Jugendlichen sehr gute Sprachkenntnisse, Allgemeinwissen und Interesse am Job erwartet. "Wir mussten einen Wissenstest zur Allgemeinbildung machen, in einer Art Lesetest Fehler suchen, unsere Englischkenntnisse beweisen, Rechenaufgaben lösen und hatten ein Diktat", erinnert sich Penninger und lächelt: "All das ist mir aber nicht schwergefallen, wie man sieht."

Als die oft prophezeite Sackgasse sieht Penninger seine Lehre nicht, denn die nächste Etappe ist längst geplant: "Im Bundeskanzleramt ist es möglich, die Lehre mit Matura zu machen, das werde ich sicher in Anspruch nehmen." Zumindest denkbar wäre für den Lehrling auch ein Studium: "Das müsste man mit der Arbeitszeit abstimmen." Ein beruflicher Aufstieg sei durch die Matura jedenfalls leichter zu erreichen, betont auch seine Ausbildnerin Eva Kandelsdorfer. Mit seinem Engagement scheint Penninger die richtigen Weichen für sein nächstes Ziel zu stellen: eine Planstelle beim Bund. (Sandra Nigischer, 3. 11. 2013, derStandard.at)