Sie kündigten zuvor an, dass sie die Wahllokale stürmen würden. Seit Tagen terrorisierten sie bereits die Bevölkerung im Nordkosovo und die Kandidaten, die sich zur Wahl stellten. Den ganzen Wahltag über versuchten sie die Wähler einzuschüchtern. Und es griff niemand ein. Am späten Nachmittag stürmten sie dann drei Wahlzentren in Nordmitrovica und zerschlugen die Wahlurnen.

Jeder im Kosovo kennt die Hintermänner dieser Aktionen. Es handelt sich nicht nur um radikale politische Kräfte, sondern vor allem um Kriminelle, die nicht wollen, dass der Nordkosovo in den kosovarischen Staat integriert wird, weil sie dann nicht mehr viel Geld mit dem Schmuggel von Benzin oder Zigaretten machen könnten.

Die Tatsache, dass diese Leute in der Lage waren, die Wahllokale zu einzunehmen, ist ein äußerst kontraproduktives Signal für alle Bürger des Kosovo. Die indirekte Botschaft, die da am Sonntag vom Staat Kosovo und der Internationalen Gemeinschaft ausgesendet wurde, war: "Wir haben die Situation nicht im Griff! Ihr habt freies Spiel!" Und das, obwohl es ein Leichtes gewesen wäre, diese Männer festzunehmen. Im Vorfeld der Wahlen. Eigentlich schon vor ein paar Jahren. Doch die Zögerlichkeit, um nicht zu sagen Feigheit, gemischt mit Verantwortungslosigkeit hat am Sonntag dazu geführt, dass die historischen Wahlen im Nordkosovo vorerst gescheitert sind. (Adelheid Wölfl, derStandard.at, 4.11.2013)