Es war das bisher erfolgreichste Projekt der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton: Serbien und Kosovo zum Miteinander zu bewegen. Dutzende Male flogen die Premierminister beider Staaten nach Brüssel. Die serbische Regierung zeigte Entgegenkommen, Kompromissbereitschaft und Mut, wie dies noch vor wenigen Jahren unvorstellbar erschienen war. Die Lokalwahlen im Kosovo, an denen sich erstmals mit Unterstützung von Belgrad auch die Serben im Nordkosovo beteiligen sollten, war als Beweis für die Ernsthaftigkeit des neuen Paktes gedacht. Man hatte Monate, wenn nicht Jahre darauf hingearbeitet.

Der Urnengang im Norden von Mitrovica scheiterte nun vergleichsweise an Lächerlichkeiten. Die vermummten serbischen Extremisten, die die Wahl und damit die Inte­gration des serbischen Nordens in den Kosovo verhindern wollen, waren schlichtweg besser organisiert als die hochgerüsteten Sicherheitskräfte im Kosovo.

Das ist auch für die EU peinlich, weil offensichtlich trotz besseren Wissens nicht genügend Vorkehrungen getroffen wurden. Auch wenn die Wahlen in Nordmitrovica nun nochmals abgehalten werden – wer soll sich jetzt dort noch zu wählen trauen? Die Leute sind eingeschüchtert und enttäuscht. Es geht nicht nur darum, dass man ein Projekt politisch einfädelt, sondern dass man auch die Leute mitnimmt. Diese Chance wurde jetzt im Kosovo vergeben. Zum Schaden der Bürger. Und letztlich auch zum Schaden Europas. (DER STANDARD, 5.11.2013)