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Liebe im Dorf: Christian Nickel und Alma Hasun.

Foto: APA/Pfarrhofer

Wien - Ratgeberliteratur als Theater: Wie nach einem Burnout weitermachen, wie Freude am Leben finden? - In Kay Pollaks Wie im Himmel ist es anzuschauen. Der schwedische Spielfilm über einen nach einem Herzinfarkt in sein Dorf der Kindheit zurückkehrenden Stardirigenten hat nach der Nominierung für den Auslandsoscar 2004 eine zweite Karriere am Theater angetreten. Eine Neuinszenierung stellt nun Janusz Kica am Josefstadt-Theater vor - in einer Fassung von Ulrike Zemme.

Singen im Chor - das lockert auf, das löst Probleme. Insbesondere die aufmunternd-befreiende Probenpraxis des nun als Kantor in seinem Herkunftsdorf tätigen Musikus Daniel Daréus (Christian Nickel mit wuscheliger Dirigentenmähne) setzt Lebensgefühle frei, von denen die typenstarke Dorfgemeinde bisher nur zu träumen wagte: Alma Hasun als aufgewecktes lockeres Mädchen, Therese Lohner als bigotte alte Jungfer, Sona MacDonald als sexuell frustrierte Gattin, Michael Dangl als um seine Macht fürchtender Pfarrer, Maria Köstlinger als Frau und Mutter, die von ihrem Mann geschlagen wird.

Er habe - trotz seiner großen Karriere - in seinem ganzen Leben keine zu Tränen rührende Musik zustande gebracht, sinniert der vor seinen noch nicht ausgepackten Koffern stehende Maestro. An der wahren Liebe hat es ihm gemangelt. Und dass sich diese hier in der Provinz erfüllen soll, wenn auch anders als erwartet, gehört zu den vielen Klischees dieses bei der Premiere heiß bejubelten Besser-leben-Stücks. Janusz Kica sieht in seiner elegisch-melancholischen, in flächige Edward-Hopper-Farben getauchten Inszenierung über diese Plattitüden gekonnt hinweg:

Szenen überlappen einander, dafür löst sich das Bühnenbild von Karin Fritz - ein Musiksaal mit Guckkastenbühne - immer wieder wie ein Bild aus seinem Passepartout. Alles fließt, und wer genau hinhört, erkennt auch den esoterischen Duktus der Sprache: "Ich will spüren, dass ich lebe", singt da der Chor (musikalische Leitung: Kyrre Kvam; Chorleitung: Andreas Salzbrunn), und es flattern die Kittel der Damen. Fazit: Arthouse-Theater mit süßsauren Klischees. (Margarete Affenzeller, DER STANDARD, 9.11.2013)