Es mag in all dem Schlamassel um das neue LehrerInnendienstrecht nur eine Nebenfront sein - oder gerade nicht. Jedenfalls fällt es auf. Die Stimmen, die bei diesen zwölf Jahre dauernden Verhandlungen für "die Lehrer" sprachen, waren und sind durchwegs männlich. Das Foto der Gewerkschafter, die zur vorerst finalen Verhandlungsrunde antraten, spricht für sich: lauter Männer mittleren Alters in Anzügen, dominierend grau.

Das ist zumindest erstaunlich, handelt es sich doch beim Lehrberuf - und das kann man im Sinne gendergerechter Bildung durchaus kritisch sehen - um eine zutiefst weibliche Profession. Zwei Drittel aller Lehrkräfte sind Frauen. Viele dieser Frauen fürchten sich nun, sie könnten vom neuen Dienstrecht überdimensional stark betroffen sein. In Briefen und Mails an die Redaktion ist davon die Rede, dass die erhöhte Unterrichtsverpflichtung leicht dazu führen könnte, dass Lehrerinnen künftig in Teilzeitverträge gedrängt werden, weil sie Beruf und Familie nicht mehr vereinbaren könnten.

Die Zukunft wird zeigen, ob sich diese Befürchtungen bewahrheiten werden. Grundsätzlich ist der Lehrberuf im Vergleich zu anderen Professionen aber immer noch ganz weit vorn in puncto Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Maßlose Selbstüberschätzung

Weiters stellt sich die Frage: Warum haben die Lehrerinnen mit großer Mehrheit genau jene männlichen Funktionäre, die nun für sie sprechen, über so viele Funktionsperioden immer wieder gewählt? Es war offensichtlich ein Fehler, hier Männer über einen Frauen-Job verhandeln zu lassen. Die Gewerkschaftsfunktionäre haben durch unwilligen, präpotenten und wenig konstruktiven Verhandlungsstil in maßloser Selbstüberschätzung genau jenes nun als desaströs empfundenes Ergebnis heraufbeschworen.

Zudem ist es den Gewerkschaftsfunktionären nie gelungen, in der Öffentlichkeit mit überzeugenden Argumenten für ihre Position zu werben. Mit der Verhandlungsniederlage geht folglich auch ein Image-Desaster einher.

Vielleicht wäre es also an der Zeit, dass die Frauen auch diese Bastionen stürmen. Und, wer weiß, vielleicht zieht damit ein neuer sozialpartnerschaftlicher Stil ein - der vielleicht auch zu neuen, überraschenden Ergebnissen und weniger Stillstand und Reformunlust führt. (Petra Stuiber, dieStandard.at, 20.11.2013)