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Bifie-Direktor Martin Netzer: "Das System ist pipifein."

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Die Änderungen wurden gemeinsam von Netzer, Bundesschulsprecherin Angi Groß und Sektionschef Kurt Nekula präsentiert.

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Die neue Matura im Überblick.

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Nach Protesten von Schülern wird bei der Zentralmatura noch einmal nachjustiert. Die Beurteilungsschlüssel in lebenden Fremdsprachen und Mathematik werden geändert, um Härtefälle zu vermeiden. Die Schülerinnen und Schüler bekommen zudem mehr Vorbereitungszeit als bisher geplant. "Wir haben es geschafft", sagte Bundesschulsprecherin Angi Groß bei der Präsentation der Änderungen am Montag.

"System ist pipifein"

Die Schülervertreter hatten mit Streik gedroht, so es nicht Änderungen bei der neuen Reifeprüfung gebe. Viele Fünfer auf Mathematikschularbeiten, die Lehrer nach den Kriterien der Zentralmatura erstellt und beurteilt hatten, sorgten für Proteste bei den Schülerinnen und Schülern. Gemeinsam mit dem Bundesinstitut für Bildungsforschung (Bifie) und dem Unterrichtsministerium wurden jetzt kleine Adaptionen erarbeitet. Am System an sich wird allerdings nichts mehr verändert. "Das System ist pipifein", sagte Bifie-Direktor Martin Netzer. Auch Kurt Nekula, Sektionschef im Unterrichtsministerium, ist vom Erfolg der neuen Matura überzeugt.

Klarstellung bei Mathematik

Die Änderungen im Detail: Für Mathematik wird klargestellt, dass Aufgaben, bei denen formale Fehler gemacht werden, trotzdem positiv zu bewerten sind. Als Beispiel nannte Netzer etwa das Vergessen einer Maßeinheit oder ein falsches Vorzeichen. "Im Zweifel für den Schüler", so Netzer. Grundsätzlich gibt es bei der neuen Mathematikmatura einen Teil für Grundkompetenzen und einen für komplexere Aufgaben. Bisher mussten Schüler beim ersten Teil sechzig Prozent der Punkte erreichen, um die Matura zu bestehen. Jetzt kann der Lehrer bei der Beurteilung auch Kompensationspunkte aus dem komplexen Teil zu jenem der Grundkompetenzen dazurechnen, damit die Schüler zwei Drittel der Punkte schaffen.

Zudem können Aufgaben im Grundkompetenz-Teil nur mehr mit einem Punkt bewertet werden. Beispiele im komplexen Teil können differenzierter beurteilt werden, nämlich mit null, eins oder zwei Punkten. "Es gibt kein alles oder nichts mehr", erklärte Angie Groß.

Entschärfung bei lebenden Fremdsprachen

Eine ähnliche Entschärfung gibt es auch bei der Beurteilung in lebenden Fremdsprachen. Bisher mussten Schüler im "rezeptiven" Teil, also beim Lesen und Hören, wie auch im "produktiven" Teil, beim Schreiben und der Sprachverwendung, mindestens sechzig Prozent erreichen. Jetzt reichen in einem der beiden Teile fünfzig Prozent, wenn die Schüler gemeinsam mit dem anderen Teil insgesamt 60 Prozent der Punkte schaffen.

Mehr Vorbereitungszeit

Bundesschulsprecherin Groß freute sich besonders darüber, dass auch die Vorbereitungszeit für die Schüler verlängert wird. Statt zwei Wochen sind jetzt zwischen schriftlicher und mündlicher Matura mindestens drei Wochen vorgeschrieben. Schüler, die bei der schriftlichen Matura negativ abgeschnitten haben, müssen statt einer Woche elf Tage Vorbereitungszeit haben.

Entschuldigung von Bifie-Direktor

Bifie-Direktor Netzer entschuldigte sich bei der Präsentation mehrmals für die große Verunsicherung bei den Schülern. "Ich bin persönlich betroffen." Das Bifie habe es versäumt, die Schüler direkt zu informieren. "Wir haben geglaubt, wenn wir über die Schulaufsicht, die Direktoren und die Lehrer, also nach einem Kaskadenmodell kommunizieren, kommt das auch in den Klassen an. Manchmal braucht man einen Stesser, den haben wir von der Bundesschülervertretung gekriegt."

Übungsplattform ab Jänner

Deshalb wird es nun auch eine Informationsoffensive geben. Am 12. Dezember werden an allen Schulen Schülerversammlungen abgehalten, bei denen Schülerinnen und Schüler über die Neuerungen informiert werden soll. Diese würden auch vom Unterrichtsministerium unterstützt, so Sektionschef Nekula. Das Bifie will außerdem Informationen auf seiner Homepage "schülergerecht" darstellen. Ab 17. Jänner soll es eine Übungsplattform für Schüler geben, kündigte Netzer an.

Probeschularbeit geplant

Um die Beispiele unter realen Bedingungen noch einmal zu üben, wird am Beginn des zweiten Semesters in allen siebenten Klassen eine Probeschularbeit durchgeführt. Das Bifie erstellt dafür die Aufgaben und stellt den Beurteilungsschlüssel zur Verfügung. Die Lehrer können die Tests ihren Schülern als "echte" Schularbeiten oder als Übung anbieten. Die Ergebnisse dieser Schularbeiten werden veröffentlicht. "Wir wollen den Beweis antreten, dass das System funktioniert", sagte Netzer. (Lisa Aigner, derStandard.at, 9.12.2013)