Ein Design-Podest für die Sieger des Kunstmarktes in Österreich: Gemessen am Umsatz liegt zeitgenössische Kunst auf Platz eins, gefolgt von Alten Meistern und Klassischer Moderne.

Foto: Dorotheum
Grafik: Standard

Mit exakt fünf Packerln wurde der Gabentisch im Bereich Kunst und Kultur von der Regierung nicht gerade üppig bestückt. Zumal die im vorgelegten Arbeitsprogramm avisierten Ziel-Maßnahmen-Bündel am dieser Tage vielzitierten Finanzierungsvorbehalt laborieren. Jedenfalls, auf Seite 53 wird unter "Nachhaltige Absicherung von Kunst und Kultur in Österreich" die "steuerliche Absetzbarkeit" nicht nur wie bislang üblich für Spenden und Sponsoring, sondern auch "für Kunstankäufe von Werken lebender, zeitgenössischer Künstlerinnen (mit Betragsbegrenzung)" in Aussicht gestellt.

Manch einer mag sich da prompt die "Entfesselung" des heimischen Marktplatzes erträumen, besonders die davon profitierenden Kunstschaffenden und der Handel. Freilich, an den Details hapert es (noch): Betrifft diese Absichtserklärung sowohl Institutionen als auch Privatkäufer, sowohl österreichische als auch internationale Künstler, welche Ankaufskanäle sind zulässig (Künstleratelier, Galerie, Auktionshaus), und in welcher Höhe soll die monetäre Begrenzung liegen? Wurde die Idee womöglich von Maria Fekter (ÖVP) eingeschleust? Dem Vernehmen nach stromert sie stets stundenlang durch Viennafair-Kojen (Kunstmesse = "Wohlfühltermin") und soll eine Kunstkollektion ihr Eigen nennen. Auf Standard-Anfrage ist dem Ostermayer-Umfeld derzeit kaum etwas zu entlocken.

Nur so viel war aus dem Büro des designierten Kulturministers (SPÖ) zu erfahren: Dieser Grundgedanke werde schon länger diskutiert, und die private Subventionierung der Kunstszene über Ankäufe sei doch begrüßenswert, nun müsse eben erarbeitet werden, ob und wie. In zwei bis drei Monaten wisse man vielleicht schon mehr. Ein reizvolles Manöver? Wenig realistisch, urteilt Wolfgang Zinggl (Grüne), denn derlei sei nicht finanzierbar, ohne anderswo zu kürzen.

Davon abgesehen würde davon hauptsächlich das Establishment profitieren, also finanzkräftige Sammler und bekannte Künstler. Gemessen an den in den heimischen Auktionssälen erwirtschafteten Spartenumsätzen rangiert Zeitgenössisches auf dem österreichischen Kunstmarkt in der Beliebtheitsskala auf Platz eins, gefolgt von Alten Meistern und Klassischer Moderne. Orientiert an den zehn Top-Zuschlägen (siehe Tabelle) hält hingegen die Klassische Moderne mit insgesamt fünf Platzierungen den ersten Rang.

Rekordumsätze

Dazu bescherten diese Sparten der Branche Rekordumsätze: Allein in den beiden Auktionswochen (Mai, November) schlugen sich die Zeitgenossen-Versteigerungen im Dorotheum mit mehr als 13 Millionen Euro zu Buche, gefolgt von der Klassischen Moderne (7,87 Mio.). Wie hoch der Gesamtumsatz aus Auktionen im Jahr 2013 war, will man nicht verlautbaren, lediglich dass man an das Ergebnis des Vorjahres (152 Mio.) anknüpfen habe können.

Weder mit Zahlen noch mit Freude geizt hingegen "im Kinsky": Nach fünf Auktionsterminen wurde das 20. Bestandsjahr mit 23,5 Millionen Euro auch das erfolgreichste in der Geschichte des Unternehmens (2012: 20,6 Mio.). Den höchsten Zuschlag für einen lebenden zeitgenössischen Künstler erteilte man dort übrigens für eines der "Körpergefühlsbilder" von Maria Lassnig aus dem Jahr 1984. Für 137.500 Euro wechselte es in den Handel und wird mit entsprechendem Aufschlag an einen Privatkäufer vermittelt (worden sein). Das Bild heißt Der rote Zorn und wäre - also nur theoretisch - sogar ein motivisch konvenabler Absetzkandidat. (Olga Kronsteiner, Album, DER STANDARD, 21.12.2013)