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Die Philharmoniker sind beliebt. In Fleisch und Blut genauso wie in Goldprägung.

Quelle: REUTERS/Leonhard Foeger

Der Goldpreis sinkt, doch bleibt physisches Gold in der Gunst der Käufer. Zahlen des World Gold Council zufolge stieg die Nachfrage nach Goldmünzen in den ersten drei Quartalen 2013 um 63 Prozent auf 241,6 Tonnen.

Krisenfestere Anlagen wie Gold zählten im vergangenen Jahr zu den Verlierern der Aktienhausse. 2013 ist der Goldpreis erstmals seit Beginn des Jahrtausends auf Jahressicht gefallen, er rutschte um rund 27 Prozent ab. Das ist der höchste Jahresverlust seit 32 Jahren. Auch Rohstoff-Fonds, die zumeist in Gold investieren, verzeichneten ein schlechtes Jahr. Ihnen wurden 46,1 Milliarden Dollar entzogen. Finanzstarke Anleger, die ihr Vermögen gegen Inflation absichern wollten, haben dem Goldmarkt bekanntlich in großem Stil den Rücken gekehrt. Und für viele Experten ist klar: 2014 wird der Preis des Edelmetalls weiter fallen. Der Hauptgrund für die - je nach Sichtweise - pessimistische beziehungsweise optimistische Prognose: Trotz der lockeren Geldpolitik führender Notenbanken gibt es derzeit keine Anzeichen für eine starke Inflation. In Europa werden eher deflationäre Tendenzen befürchtet.

Schlagzeilenträchtige Verkäufe

Mitentscheidend für die Talfahrt beim Gold waren allerdings auch medial höchst lautstark verbreitete negative Prognosen einflussreicher Experten, allen voran die Einschätzung der weltweit größten Investmentbank Goldman Sachs. Glaubt man deren Experten, könnte der Goldpreis charttechnisch bis Ende 2014 auf 1.050 Dollar je Feinunze rutschen. Auch Starinvestoren kehrten in den vergangenen zwölf Monaten dem Goldmarkt den Rücken. Verkäufe der US-Milliardäre George Soros und John Paulson sorgten für Schlagzeilen und trugen mit zur Talfahrt des Edelmetallpreises bei.

Klein- und Privatanleger ficht die große Welt der (spekulativen) Goldinvestoren hingegen ganz offensichtlich nicht an: Während es beim Papiergold abwärtsging, stieg die Nachfrage nach physischem Gold, also Barren oder Münzen, im Vorjahr kräftig. Goldmünzen gingen in Kanada, Australien oder den USA weg wie die warmen Semmeln. Die Verkäufe der kanadischen Goldmünze Maple Leaf kletterten etwa in den ersten drei Quartalen 2013 im Vergleich zum Jahr davor um 82,5 Prozent auf 876.000 Unzen. Bei Perth Mint, dem australischen Münz- und Barrenhersteller, zogen die Verkäufe um 41 Prozent auf 754.635 Unzen an, während die US-Münzanstalt 14 Prozent mehr American-Eagle-Goldmünzen unter die Leute brachte als im Jahr 2012.

Bei der heimischen Ögussa heißt es auf Anfrage, dass im Vorjahr rund 70 Prozent mehr Goldbarren verkauft wurden als im Jahr davor. Hierzulande ist in Sachen Münzverkauf der von der Münze Österreich geprägte Philharmoniker das Maß, derzeit kostet eine solche Münze 935 Euro. 2013 wurden insgesamt ungefähr 1.390.000 Unzen Gold verkauft, sowohl in Form von Philharmonikern als auch in Barren- oder Dukaten-Form. Dabei hat sich der Verkauf von Ein-Unzen-Gold-Philharmonikern im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt, heißt es auf Nachfrage von derStandard.at. Wurden 2012 nur 341.000 Stück der Münzen verkauft, wechselten 2013 insgesamt 652.600 Stück ihren Besitzer.

Weniger Gewinn

Münzen kaufen vor allem Kleinanleger, die auf die Krisenfestigkeit von Gold setzen und nun auch die günstigeren Preise ausnutzen. Des einen Freud ist wie so oft des anderen Leid: Die Nationalbank-Tochter Münze Österreich rechnet mit bis zu einem Viertel weniger Gewinn im Jahr 2013. 55 bis 60 Millionen Euro sollten unter dem Strich stehenbleiben, im Jahr 2012 waren es noch 73,5 Millionen Euro. Besonders die Preisreduktion bei den Philharmonikern macht der Prägeanstalt nach eigenen Angaben zu schaffen. Aus Konkurrenzgründen hatte man den Aufschlag von vier auf drei Prozent gekürzt, hieß es Anfang Dezember.

Glaubt man dem vom "Wall Street Journal" zitierten Berater der CPM Group in New York, so blicken Marktteilnehmer jedenfalls sorgfältig darauf, was die Oma, die ihrem Enkerl einen Philharmoniker kauft, oder indische Bräute, die sich mit jeder Menge Edelmetall behängen, tun. Anhaltende physische Goldkäufe könnten demnach nämlich sogar einen Preissturz bei Gold verhindern. (rebu/roda, derStandard.at, 7.1.2014)