Ein neues Nutzungs- konzept für die alte WU gibt es noch nicht. Da das Parlament als Ausweich- quartier überraschend die Hofburg bevorzugte, steht der Betonblock am Alsergrund seit September leer.

Foto: derStandard.at/Fercher

Wien - Der Umbau des Parlaments und dessen übergangsweise Übersiedlung in die Wiener Hofburg, ist für einen recht überraschend gekommen und zudem mit einem Einnahmenentgang verbunden sein: für die staatliche Bundesimmobiliengesellschaft BIG.

Diese hat nämlich darauf gebaut, dass das Parlament in der Umbauzeit ins einstige Hauptgebäude der Wirtschaftsuniversität (WU) in Wien-Alsergrund übersiedelt - und hat den ihr gehörenden Gebäudekomplex in der Augasse dementsprechend auch freigehalten. Die WU ist ja mittlerweile zum Messegelände in die Wiener Leopoldstadt übersiedelt.

Bedingungen und Zeitplan

All dies entspricht Vereinbarungen zwischen der Parlamentsdirektion und der Geschäftsführung der BIG, die in einem Schreiben von 20. Dezember 2012 festgehalten sind und dem Standard vorliegen. In dem Brief der Parlamentsdirektion an die BIG-Geschäftsführer erläuterte Parlamentsvizedirektor Alexis Wintoniak "Bedingungen und Zeitplan", auf deren Grundlage man für die Anmietung des WU-Gebäudes "als Interimslokation für den Parlamentsbetrieb im Laufe des Jahres 2013 eine Mietoption vereinbaren" werde. Deren Gegenstand: Abschluss eines Mietvertrags im ersten Halbjahr 2015. Als geplanter Mietbeginn wurde "Juli 2016 oder 2017" angepeilt, je nach "vorlaufender Belegung des Objekts" auf der einen und "Fortschritt der Sanierungsplanung im Parlament" auf der anderen Seite. Mietdauer: drei Jahre, mit Verkürzungs- und Verlängerungsmöglichkeit.

Die BIG stimmte all dem schriftlich zu - und verpflichtete sich damit, die alte WU bis zum Abschluss der Mietoption, "längstens jedoch bis zum 31. 12. 2013" fürs Parlament freizuhalten. Im Gegenzug verpflichtete sich die Parlamentsdirektion, "bis zum Zeitpunkt der geplanten Unterzeichnung der Mietoption über kein anderes Objekt als Interimslokation für den Parlamentsbetrieb" zu verhandeln. Nun ist aus dieser Absichtserklärung nichts geworden, Mitte Jänner hat sich ja die Sonderpräsidiale der Fraktionen für eine "nachhaltige Sanierung" des Parlaments und die Übersiedelung in die Hofburg samt Innenstadt-Büros entschieden. Kostenpunkt des Umbaus: 352 Millionen Euro.

Die BIG muss nun nach anderen Mietern für die alte WU suchen. Angedacht ist eine Adaptierung als Schulgebäude. Man sei es "gewohnt, flexibel zu sein", meinte ein BIG-Sprecher anlässlich der Bekanntgabe des Parlamentsumbaus Mitte Jänner lakonisch. (Renate Graber, DER STANDARD, 10.2.2014)