Im Comet-Zentrum wird angewandte Forschung zu Datensicherheit und Privatsphäre, Risiko und Regelkonformität oder Netzwerksicherheit innerhalb der Unternehmen betrieben.

Foto: FH St. Pölten

Während an Universitäten das Verhältnis zwischen Wissenschaft und Wirtschaft traditionell kritisch diskutiert wird, läuft der Diskurs an Fachhochschulen entspannter ab.

Das liegt nicht nur daran, dass sich die Fachhochschulen schon bei der Gründung der engen Zusammenarbeit mit der Wirtschaft verschrieben haben. Unter anderem unterstreicht das Ausmaß der Fördergelder die Bedeutung des Miteinanders - Wissenschaft und Wirtschaft kooperieren auf vielfältigste Art und Weise:

Häufiger als an Unis verfassen Studierende an Fachhochschulen ihre Abschlussarbeiten direkt für Unternehmen, was nicht selten in einer späteren Beschäftigung endet. Bevor es so weit ist, können Studierende in unterschiedlichen Projekten noch während der Ausbildung Theorie in Praxis umwandeln. Die meisten solcher Zusammenarbeiten sind in technischen beziehungsweise wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen angesiedelt. Gleich mehrere aktuelle Forschungsprojekte an österreichischen Fachhochschu- len befassen sich etwa mit Veränderungs- und Innovationsprozessen bei Klein- und Mittelunternehmen.

Interdisziplinäre Projekte

Aber auch im sozialen oder im Gesundheitsbereich suchen viele Fachhochschulen den Kontakt zur Wirtschaft, um Wissensgenerierung und Austausch zu forcieren. Das interdisziplinäre Projekt "Brelomate" der FH St. Pölten untersucht beispielsweise technologische und soziale Maßnahmen, um ältere Menschen an mobile Interaktion und neue Kommunikationstechnologien heranzuführen: Einerseits soll die Technologie vereinfacht werden, durch Befragungen und das Beobachten der Menschen in ihrem Wohnraum wird andererseits zusätzlich ein didaktisches Konzept erstellt.

Forschungsprojekte unterscheiden sich aber nicht nur durch die Fachbereiche. In der Finanzierung muss zwischen öffentlicher Förderung auf der einen und Auftragsforschung - wenn Unternehmen direkt an Fachhochschulen herantreten - auf der anderen Seite differenziert werden.

Kommt es nicht direkt über eine Lehrveranstaltung zu einer Zusammenarbeit, sind die Career Center ein Auffangbecken für den Austausch zwischen Unternehmen und Studierenden.

Eigenes Unternehmen

Manche Fachhochschulen haben die Forschung sogar als eigenes Unternehmen ausgegliedert, etwa die Fachhochschule Wiener Neustadt. Ihr Forschungsunternehmen Fotec GmbH setzt sich zum Ziel, Verbindungen mit nationalen und internationalen Auftraggebern, Kooperationspartnern, Universitäten und Hochschulen, Forschungseinrichtungen sowie Förderstellen aufzubauen, um eine Schnittstelle zwischen Lehre, Wissenschaft und Industrie für Studierende darzustellen.

Das gestiegene Engagement für Forschung und Entwicklung an Fachhochschulen zeigt sich außerdem am Ausbau von Zentren für die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft - wie Josef-Ressel-Zentren oder die Christian-Doppler-Labors. Aber auch die Netzwer- ke zwischen unterschiedlichen Hochschulen und Unternehmen nahmen in den letzten Jahren zu.

Ein Beispiel hierfür ist die Beteiligung der FH St.Pölten als neuer wissenschaftlicher Partner im COMET-Zentrum SBA II. Gemeinsam mit den Technischen Universitäten Wien und Graz sowie der Universität Wien und der Wirtschaftsuniversität Wien soll die anwendungsorientierte Forschung im Bereich der IT-Sicherheit von Unternehmen gestärkt werden. Datensicherheit und Privatsphäre, Risiko und Regelkonformität oder Netzwerksicherheit innerhalb der Unternehmen sind einige der Themen, welche in der Zusammenarbeit untersucht werden. Neben mehreren gemeinsamen Forschungsprojekten sind das Nutzen gemeinsamer Ressourcen und das Entdecken neuer Themenfelder ein Vorteil der breiten Kooperation zwischen Fachhochschulen und Unis. (Lara Hagen, DER STANDARD, 15.2.2014)