"Ich sehe was, was du nicht siehst": Don Quijote (Johannes Hoff, re.) und Sancho Pansa (Ferdinand Nowitzky) im Vestibül des Burgtheaters.

Foto: Anna Stöcher

Ritterromane lesen bleibt nicht folgenlos: Don Quijote (Johannes Hoff) im Vestibül des Burgtheaters.

Foto: Anna Stöcher

Wien - Raubt übermäßige Lektüre den Verstand? Natürlich nicht, wenn vorher genug Verstand vorhanden war. Don Quijote jedenfalls, Miguel de Cervantes' Ritter von der traurigen Gestalt, der infolge exzessiv verschlungener Heldenlegenden auf Mission impossible geht, weiß genau, was er tut. Seine Abenteuer zeigen, dass man jenseits der einem vor die Füße geworfenen Realität weiterdenken kann.

Don Quijote (Johannes Hoff) macht das nicht allein. Er hat seinen Knappen Sancho Pansa (Ferdinand Nowitzky) und sein Pferd Rosinante (Umschnallkarton). Im Vestibül des Burgtheaters, wo Peter Raffalt mit "Junge Burg"-Schauspielern eine eigene Fassung (Ich sehe was, was du nicht siehst) inszeniert hat, steht dem dürren Ritter auch ein Trio Kurt-Cobain-Cowboys zur Seite (Henning Flüsloh, Konstantin Sieghart, Julian von Hansemann). Letzterer erzeugt als Erzähler zudem Hispano-Atmo ("Er hat son viele Slachten geslagen!").

Handwerk dominiert den Abend: Schauspiel- korrespondieren mit Filmszenen (Video: Florian Gruber, Falko Herold), einmal muss Don Quijote auch an die Joysticks (Computerzeitalter!). In der Fülle der oft zu lang ausgespielten Ideen wirkte das dann aber auch betulich und allzu verspielt.  (Margarete Affenzeller, DER STANDARD, 15./16.2.2014)