Wien - Kulturminister Josef Ostermayer bekam am Dienstagabend quasi eine Privatvorstellung von Krieg und Frieden: Er redete zwei Stunden lang mit der Ensemblevertretung des Burgtheaters über die finanziell prekäre Situation. Dieses Gespräch, das Anfang März fortgesetzt werde, soll "etwas zur Entspannung der emotionalen Situation" beigetragen haben.

Regina Fritsch, Maria Happel, Dorothee Hartinger, Dörte Lyssewski, Petra Morzé, Michael Heltau, Ignaz Kirchner, Roland Koch, Johannes Krisch, Fabian Krüger, Oliver Masucci und Peter Matic beklagten, dass sie aus den Medien erfahren würden, wie es um das Haus steht. Der SPÖ-Kulturminister versuchte zu beruhigen: In den nächsten Wochen sollen einerseits alle notwendigen "Maßnahmen für eine lückenlose und transparente Aufarbeitung der Vergangenheit abgeschlossen und andererseits alle notwendigen Schritte gesetzt werden, um das Burgtheater in eine professionell geführte, wirtschaftlich sanierte Zukunft führen zu können".

Zuvor, am Vormittag, hatte Matthias Hartmann, eine Pressekonferenz zum "Szene Ungarn"-Theaterfestival (14.-20. März) gegeben, das der Burgtheater-Direktor aus der Taufe hob, um der in Bedrängnis geratenen ungarischen freien Theaterszene eine Öffentlichkeit zu schaffen. Dabei wies Hartmann Anfragen zur eigenen Misere zurück. Derzeit vermengen sich die beiden Themenblöcke chronische Unterfinanzierung und fragwürdige Buchhaltung zu einem "Gulasch", so Hartmann. Es sei das erklärte Ziel, so weit wie möglich Transparenz zu schaffen, doch erst zu einem späteren Zeitpunkt.

Hartmann überließ das Feld in der Folge den beiden Kuratoren Andreas Erdmann und Tamás Jászay, die die vier gastierenden Produktionen vorstellten. Die ursprünglich geplante fünfte Theaterproduktion, Johanna auf dem Scheiterhaufen vom Nationaltheater in Budapest, hat dessen Intendant und Regisseur Attila Vidnyánszky kurzfristig zurückgezogen. Man halte das Burgtheater aufgrund der "Skandale" nicht weiter dafür geeignet, eine Vermittlerrolle zwischen zwei Theaterländern einzunehmen, war in einem offenen Brief als Begründung zu lesen.

Mit Ágota Kristófs Das große Heft der Forte Company wird das Festival im Kasino eröffnet. Die drei anderen Theatergruppen besitzen zwar internationale Strahlkraft, sind aber dennoch von finanzieller Austrocknung bedroht: Die Sputnik Shipping Company (in Koproduktion mit dem Katona József Theater) mit Anamnesis in der Regie von Viktor Bodó, das Krétakör-Theater mit Corruption, inszeniert von Márton Gulyás, und Béla Pintérs Miststück im Akademietheater. Die Aufführungen in ungarischer Sprache werden Deutsch übertitelt. (afze, trenk, DER STANDARD, 19.2.2014)