Den ganzen Februar frei, das kann sich kein Student leisten! Das ist ein Einwand, ja - und er stimmt. Begonnen hat es mit den Handball-Ergebnissen. Der Regionalliga! Diese musste ich gewissenhaft eintippen. In eine Schreibmaschine. Damals, wir schrieben die Erdenzeit 1989, gab es noch keine Rechner. Zumindest nicht in der Redaktion der Tageszeitung, bei der ich ein Praktikum machen durfte. Passierte ein Fehler, musste ich ihn mit Tipp-Ex ausbessern. (Für alle, die das nicht kennen: Das ist eine weiße Flüssigkeit in einem Fläschchen.) Und es passierten viele. Ich war sehr langsam, weil ich kein Zehnfingersystem konnte.

Das war mein Glück. Die Kollegen aus der Sportredaktion ließen mich schweren Herzens ziehen und schickten mich in die Kulturredaktion, wo es zum guten Ton gehörte, langsam zu sein. Kinokritiken und Rezensionen schreiben, das machte mir mehr Spaß. Heute muss man natürlich auch in der Kulturredaktion sehr schnell sein. Das ist ein bisschen schade, denn da bleibt manchmal wenig Zeit zum Nachdenken. Praktika waren damals noch bezahlt, wenn auch schlecht. Das musste ich in Kauf nehmen und konnte es mir zum Glück auch leisten. Ich legte es strategisch an: Ich machte dort Praktika, wo ich dann für Geld arbeiten wollte. Bei Zeitungen, am Theater. Die Rechnung ist aufgegangen.

Heute ist es schwieriger, gewiss. Die Konkurrenz ist größer, und auch die Erwartungen. Der junge Mensch soll schon mit Mitte 20 ein Studium abgeschlossen haben, fünf Sprachen sprechen, die er natürlich im Ausland erlernt hat, und darüber hinaus auch noch Berufserfahrung mitbringen. Gleichzeitig muss er sich in vielen Fällen selbst sein Studium finanzieren. Zum Beispiel mit einem Ferialjob. Was es vor 20 Jahren nicht gab, waren Suchplattformen im Netz. Da war man auf Kontakte angewiesen oder aufs schwarze Brett an der Uni. Heute gibt es zum Beispiel  unijobs.at, studentjob.at und metajob.at, um nur einige zu nennen. Das macht es einfacher. Schwierig ist es trotzdem, wie ein Selbstversuch zeigt.

Großstadtranger gesucht

Da wird ein Englischlehrer (w/m) gesucht mit Unterrichtserfahrung für 25 Euro die Stunde, aber in Graz. Pädagoginnen auf Honorarbasis bekommen 14 Euro, müssen aber schon eine Zusatzqualifikation in Legasthenie mitbringen. In der Gastro, einem Studentinnenklassiker unter den Ferialjobs, wird ein Service- und Logistikmitarbeiter gesucht für brutto 1.320 Euro für eine 40-Stunden-Woche.  IT-Studenten haben es ein bisschen besser: "Web-Allrounder" und "Junior-Software-Entwickler" bekommen 2.000 Euro brutto für eine Vollzeitstelle geboten, mit Luft nach oben, also "nach Vereinbarung". Aber Vollzeit? Wie soll man da ein Studium fertigmachen?

"Großstadtranger" klingt super, wollte ich immer schon einmal werden. Für Vollzeit um 1.890 Euro "durchschnittlich", also prämienabhängig, dafür bei freier Zeiteinteilung. De facto geht es darum, für eine Tierschutzorganisation Spenden zu sammeln. Diese Art des Nebenjobs war auch schon vor 20 Jahren sehr beliebt, damals vor allem fürs Rote Kreuz. Besonders viel Geld konnte man als Österreicherin damit in Norddeutschland verdienen, denn die fanden den Dialekt so herzig. Ist heute wohl noch immer so. Heißt aber jetzt Fundraising. Zum Beispiel für 1.472 Euro brutto fix, Voraussetzung: "Du redest gerne." Tue ich.

Bei einer anderen Suchplattform kann man neben Bundesland und Jobart auch den Tätigkeitsbereich feinjustieren, also nur Ferialjob wählen. Das Ergebnis ist aber enttäuschend. Unter IT kommen nur zwei Angebote, eines zur Datenkategorisierung von Videos und Fotos, eines zu einer NLP-Ausbildung, die praktisch ein unbezahltes Praktikum ist.

Vom Tellerwäscher zur Millionärin

In der Gastro werden heute wie damals Hotelanimateure gesucht, zum Beispiel in Spanien für 700 Euro plus Kost und Logis, ein klassischer Ferienjob für die, die die nötigen Nerven dafür mitbringen.

Stundenweise und ohne Vorerfahrung könnte ich sofort als Küchenhilfe, Buffetkraft oder Abwäscherin arbeiten für 10,22 Euro netto. Von der Tellerwäscherin zur Millionärin, das ist bei dem Lohn ein sehr, sehr weiter Weg. Ja, die Studentinnen haben's nicht leicht, das ist wohl wahr. (Tanja Paar, derStandard.at, 20.2.2014)