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"Beichte, Buße, Besserung. Das ist Ihnen ja vertraut", schickte Kogler bei seiner Rede im Parlament Richtung ÖVP.

Foto: APA/Hochmuth

Die Medien applaudieren, die Grünen jubilieren, doch Werner Kogler hadert mit seiner Rolle. Eigentlich brüte er lieber über Öko-Steuerkonzepten, als das Hypo-Desater zu sezieren, sagt er, für den klassischen Aufdecker fehle es ihm an Beharrlichkeit: "Ein Besessener bin ich nicht."

Wer schon einmal in einen Kogler'schen Redeschwall geraten ist, könnte glatt das Gegenteil vermuten. Eine Lawine an Details tritt der 52-jährige Grün-Abgeordnete los, wenn es um Finanzskandale geht, ob sein Gegenüber danach gefragt hat oder nicht.

Kogler findet dabei manchmal schwer in die Spur, schießt mitunter ins Blaue und auch übers Ziel hinaus. Dass er die Regierung in Sachen Hypo zur "organisierten Verbrecherbande" machte, gesteht er mittlerweile selbst als rhetorischen Fehlgriff ein: "Getaugt hat's den Leuten trotzdem."

Das lässt sich auch von seinem jüngsten Auftritt im Parlament behaupten. Zum Renner in sozialen Netzwerken wurde die Rede, in der Kogler seine anfangs fragmentarischen Anwürfe zur kohärenten Diagnose eines politischen "Multiorganversagens" zusammenfügte - sachkundig, aber doch volkstümlich. 21 Minuten lang sprach der studierte Volkswirt über "Zockerbuden", "Pyramidenspiele" und den ungeschoren herumspazierenden "Geldadel", um den Ruf nach dem "moralischen Neustart" pfiffig auf die ÖVP zu münzen: "Beichte, Buße, Besserung. Das ist Ihnen ja vertraut."

Als Underdog gegen den Mainstream: Dieser Faszination ist Kogler mit 17 Jahren erlegen, als er die Pioniere der Umweltbewegung das Atomkraftwerk Zwentendorf verhindern sah. Als Mitgründer diverser Alternativer Listen saß der Fußballfan aus Hartberg von 1985 bis 1988 im Grazer Gemeinderat, ehe er in den Neunzigern nach einer Politikpause im Parlamentsklub der grünen Nachfolgepartei landete. Gebracht hat es Kogler, der sich als pragmatischen Marktwirtschaftler mit Gerechtigkeitssinn definiert, bis zur weithin unumstrittenen Nummer zwei hinter Parteichefin Eva Glawischnig - auch wenn der auf vielen Hochzeiten Tanzende für Kollegen mitunter schwer greifbar ist.

Einen Auftritt wird sich Kogler wohl aber verkneifen müssen. Nicht der angriffige und damit angreifbare Oststeirer, sondern die gut verdauliche Glawischnig ist grüne Favoritin auf den Vorsitz in einem etwaigen Hypo-U-Ausschuss - um SPÖ und ÖVP ja keinen Vorwand für ein Nein zu liefern. Die Botschaft, sagt Kogler, laute: "Fürchtet euch nicht!" (Gerald John, DER STANDARD, 22.2.2014)