Peter Woy gibt am Linzer Kuk-Theater den Briefbomber Franz Fuchs in Felix Mitterers Einmannstück "Der Patriot".

Foto: Otto Pölzl

Linz - "Das Volk von Österreich hat mir diesen Auftrag erteilt." So brüllte Franz Fuchs einst in den Saal, als über ihn zu Gericht gesessen wurde.

Fuchs war es, der Österreich zwischen 1993 und 1996 mit Brief- und Rohrbombenattentaten terrorisierte. Vier Tote, 15 zum Teil schwerverletzte Menschen waren die Folge. Darunter Journalisten, Politiker, Flüchtlingsbetreuer, Geistliche und Menschen, die Fuchs kruder Meinung nach Ausländer waren. Auf Ermittlerseite gewann der Begriff Täterprofil an Bedeutung, und auf der politischen Ebene war eine der Folgen ein Rechtsruck in Gesellschaft und Regierung.

Zumindest nach Felix Mitterer: Er stellt die Angelobung der schwarz-blauen Regierung im Jahr 2000 an das Ende seines Einmannstücks Der Patriot im Linzer Kuk-Theater. Er lässt Franz Fuchs in seinen terroristischen Aktivitäten und der neuen Regierung eine Analogie erkennen.

Er sei "der Schläfer, den ihr aufgeweckt habt. Ein österreichischer Patriot", deklamiert er, bevor er sich in seiner Zelle erhängt.

Dieses textliche Ende hat der Autor dem Attentäter in den Mund gelegt, ansonsten hält sich Felix Mitterer an die Protokolle der Gespräche, die Fuchs mit Gutachter Reinhard Haller, Untersuchungsrichter Erik Nauta und den Vernehmungsbeamten nach seiner Verhaftung 1997 geführt hat.

Jürgen Heib inszeniert in Grau: Boden, Wände, ein Stuhl und Peter Woy als Franz Fuchs selbst verschwimmen in diesem Grau zu einer einzigen Masse.

Der "graue Mensch Fuchs", der als Attentäter seine Konturen findet, dem nach seiner Logik nichts Schlimmeres widerfahren kann, denn als unzurechnungsfähig eingestuft und also wieder zurück ins Grau gestoßen zu werden.

Hochachtung vor Peter Woy! Trotz der Nähe zwischen Bühnen- und Zuschauerraum des kleinen engagierten Theaters kippt das direkte Spiel nicht, Woy bewahrt gleichermaßen Ambivalenz wie Distanz. (Wiltrud Hackl, DER STANDARD, 5.3.2014)