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Goldpreis unter Manipulationsverdacht.

Foto: REUTERS/Michael Dalder

Undurchsichtige Absprachen und halbseidene Geschäfte – die Bankenwelt stand schon einmal besser da. Nun landen auch der Goldpreis und die Art, wie er festgesetzt wird, auf der Anklagebank. Die fünf am Gold-Fixing beteiligten Banken wurden von einem New Yorker Goldhändler auf Schadenersatz geklagt - wegen Manipulation des täglichen Referenzpreises. Die beteiligten Banken halten laut Bloomberg die Klage für unbegründet.

Recht viel Einblick in eine bisher weitgehend unbekannte Welt gewährten im vergangenen Jahr die Skandale rund um Manipulationen bei der Fixierung von Referenzzinssätzen wie Libor und Euribor. Und auch der Devisenhandel ist unter Beschuss, hier soll ebenfalls getrickst worden sein.

Der Goldpreis kam schon im vergangenen Jahr auf den Prüfstand. Im Frühjahr 2013 nahmen US-amerikanische, britische und deutsche Aufsichtsbehörden den Goldpreis unter die Lupe. Denn nach dem aufgepoppten Libor-Skandal standen alle Preisfindungen am Markt unter dem Verdacht, zumindest intransparent zu sein. Offizielle Ergebnisse in puncto Goldpreis-Fixing gibt es bisher keine. Bei den Referenzzinssätzen Libor und Euribor wurden die Aufseher schon fündig: Im Dezember verhängte die EU-Kommission eine Strafe von 1,7 Milliarden Euro gegen sechs Großbanken. Den größten Batzen fasste die Deutsche Bank aus.

Altes Prozedere

Das Gold-Fixing in der heute kritisierten Form existiert seit 1919, der Silberpreis wird sogar schon seit 1897 auf diese Weise festgelegt. Derzeit wird der Goldpreis zweimal am Tag in einer Telefonkonferenz von fünf Banken bestimmt. Neben der Deutschen Bank sind die britischen Banken Barclays und HSBC, die kanadische Bank of Nova Scotia-Mocatta und die Societe Generale aus Frankreich dabei.

Um 10.30 und um 15 Uhr nach Londoner Zeit wird telefoniert. In der Regel dauert die Prozedur zehn Minuten, in turbulenten Zeiten kann es auch länger dauern. Der Vorsitzende der Runde nennt zu Beginn des Fixings einen Eröffnungspreis. Die anderen vier Banken geben diesen an ihre Kunden wie Goldgroßhändler, Zentralbanken und Juweliere weiter. Auf Basis der eingehenden Orders geben die Banken an, ob und wie viel Gold gekauft oder verkauft würde. Dann wird der Preis angepasst, bis Angebot und Nachfrage übereinstimmen. Damit ist der Goldpreis gefixt.

Befürworter dieser Art der Preisfindung sagen, es gebe keinen anderen Weg, um zweimal am Tag eine faire Momentaufnahme des Marktes zu kommen. "Wenn es das Fixing nicht mehr gäbe, wäre der Weg frei für eine fragwürdige Preisfindung ohne Anhaltspunkt, wo der wirkliche Goldpreis liegt", meint ein Händler.

Überprüfung

Deshalb wollen die beteiligten Banken ihrerseits die Prozesse bei der Preisfindung überprüfen, um den Regulierern den Wind aus den Segeln zu nehmen, wie mehrere mit den Überlegungen vertraute Personen sagten. "Sie stellen sich die Frage: Was können wir tun, damit es so idiotensicher und wasserdicht wie möglich ist gegen Manipulationsvorwürfe."

Die Deutsche Bank verkündete übrigens schon Anfang des Jahres, dass sie ihren Platz im Klub der Goldpreis-Banken verkaufen wolle. Die Bank wolle das Rohstoffgeschäft verkleinern, wird als Begründung genannt. Ob es überhaupt Interessenten für den Sitz der Deutschen Bank beim Goldfixing gäbe, hängt davon ab, welche Folgen die erhöhte Aufmerksamkeit der Aufsichts- und Regulierungsbehörden für den Preisfindungsprozess hat. "Das ist im Moment ein schwieriger Verkauf", sagt ein Insider am Edelmetallmarkt gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. "Außer der Ehre, zu der Gruppe der fünf zu gehören, ist für die Banken eigentlich nichts zu holen." (rom/Reuters, derStandard.at, 6.3.2014)